Noch Lust auf Sex?

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An Tagen wie diesen, wache ich in einer Kuschelposition mit Tim auf. Wir küssen uns, um richtig wach zu werden und streicheln uns, soweit es uns ohne Assistenz möglich ist.
In diesem Moment würde ich eigentlich am liebsten unter die Bettdecke huschen. Meinem Schatz einen intensiven Blowjob geben. Es würde auch gar nicht lange dauern bis er mich auf den Rücken schmeißen und mir Spaß bereiten würde. Anschließend hätten wir kuscheligen, romantischen Sex, der dann in wilden Sex ausahten würde, mit festem Zupacken an den Haaren, mit ein paar Klapsen auf dem Po u.s.w…ihr wisst ja, wie das ist 😉
Die Betonung liegt hier aber auf „hätte“, „würde“, heißt nicht, dass das alles nicht möglich ist, nur bis dahin dauert es eben.
Aber jetzt heißt es wohl aufstehen: ich muss mich von ihm losreißen, das kuschelige Bett verlassen und vor allem alleine in die Dusche (zusammen duschen, geht leider nicht). Meine Assistentin holte mich aus dem Bett. Ich sah ihr an, dass sie keine erholsame Nacht hatte. Es tat mir auch irgendwie leid. Wahrscheinlich habe ich sie nachts oft gerufen oder sie wurde noch zusätzlich von der Klingel meines Liebsten wach (unsere jeweiligen Assistenten schlafen in einem Zimmer und wenn einer von uns klingelt, werden beide Assistenten wach).
Sie wirkte müde, ein wenig gestresst und angespannt. „Auch das noch“, dachte ich mir. Ich wollte ihre Laune heben, aber auf der anderen Seite wollte ich das doch nicht. Denn mir ging es in diesem Moment auch beschissen: ich wollte Sex und auf Assistenz hatte ich ehrlich gesagt auch keinen Bock! Aber das ließ sich eben nicht ändern.
Wir merkten beide, dass wir „keine Lust aufeinander hatten“, also haben wir begonnen Smalltalk zu führen, um die Situation aufzulockern. Aber auch das gelang nicht so richtig. Das große Schweigen trat ein. Ich versuchte es auszublenden und nur noch daran zu denken, wie der Sex heute sein wird… klingt egoistisch?
Ich finde nicht. Solche Situationen kommen häufig vor. Das ist nun mal so. Man arbeitet sehr eng zusammen und jeder kommt an seine Grenzen. Beschissen ist es nur, wenn man sich in solchen Momenten nicht aus dem Weg gehen kann und ich in dem Fall auf Hilfe angewiesen bin.

Zu dem kam hinzu, dass das Bad meines Verlobten sehr chaotisch und nicht besonders groß ist. Das erhöhte den Stressfaktor der Assistentin in diesem Moment, weil sie nicht genügend Platz hatte, um das Duschgel, Schampoo u.s.w. abzustellen…Ich sagte ihr, dass sie sich nicht stressen soll, schließlich bin ich eine Stunde früher aufgestanden. Aber auch das brachte nichts und so langsam merkte ich, dass ich bald platzte, weil ich jetzt auch genervt bin, denn ich konnte nichts dafür, dass ich oft gerufen habe. Wir beide ließen zwischendurch zickige Kommentare los.
Ich war dann froh, dass ich irgendwann fertig gemacht in meinem Rollstuhl saß.
Ich habe es nicht geschafft zu frühstücken und wir hatten schon 13:45 Uhr. Zeit zum Fahren, denn um 15 Uhr erwartetenuns unsere Sexualassistenten bei sich Zuhause. Wenn ich hungrig bin, werde ich zur Diva, also stopfte ich mir noch schnell eine Scheibe Toastbrot in mich (natürlich mit Hilfe meiner Assistentin).
Wir zwei düßten anschließend schnell zu Tims Auto und nach dem Anschnallen unserer Rollstühle, hatten meine Assistentin und ich endlich Zeit zum durchatmen und ein wenig Abstand voneinander zu nehmen. Ich hatte um ehrlich zu sein auch keine Lust mehr auf Sex, weil mir das alles zu anstrengend war… Mein Schatzi neben mir war total irritiert von meiner schlechten Laune, weil ich vorhin im Bett noch gut gelaunt mit ihm rumgealbert habe. Aber da er meine ab und zu vorkommende launische Art kennt, ließ er mich erst mal in Ruhe.
Es vergingen keine paar Minuten und ich wurde schon wieder redselig. Langsam bekam ich auch mit, dass meine Assistentin sich beruhigt hatte und wieder ein wenig auftaute. Somit war die Situation nach kurzer Zeit aufgelockert und die schlechten Launen verzogen sich ganz schnell.
Als wir dann bei unseren Sexualassistenten angekommen sind, hatten meine Assistentin und ich noch zusätzlich zwei Stunden Abstand voneinander und jeder von uns konnte sich auf eigene Art und Weise ablenken. Ich hatte wundervollen Sex und meine Assistentin bekam bei unseren Sexualassistenten ein eigenes Zimmer und konnte somit zwei Stündchen schlafen.
Danach waren alle ausgelastet und wieder entspannt im Umgang miteinander 😀

Als meine Assistentin das nächste Mal Dienst hatte, haben wir noch mal über die angespannte Situation vom letzten Dienst gesprochen und mussten eigentlich dabei hauptsächlich darüber lachen. Ich habe sie mega lieb, genauso wie sie mich auch! Aber wenn man sich lange und häufig sieht, dann kommt es eben zu solchen Momenten. Das ist absolut normal und vor allem menschlich. Wichtig ist nur, dass man über alles spricht!!

Was ich euch mit diesem Blogeintrag sagen will?
Inklusion bedeutet eben auch voneinander abgefuckt zu sein und miteinander genervt zu sein, miteinander zu lachen, miteinander zu zicken…Ach, eigentlich ist es auch egal was, Hauptsache MITEINANDER und vielleicht bedeutet es sogar manchmal an die eigene Grenze zu gehen (sowohl für Menschen mit als auch ohne Behinderung)……

Liebe Grüße aus Köln,
eure Katja

Schwanger?!

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Vor einigen Wochen hatten mein Freund und ich ein Erlebnis… ein Erlebnis der besonderen Art…
Ich kann es irgendwie nicht in Worte fassen, aber ich beginne einfach mal, wie es angefangen hat.
Ich war eine Woche überfällig… Gedanken habe ich mir natürlich gemacht, ob ich schwanger sein könnte, aber ich wollte mich nicht allzu sehr verrückt machen, da ich schon ganz oft geglaubt habe schwanger zu sein, deshalb nahm ich es erst mal nicht so ernst. Was ist schon eine Woche? Ich versuchte mich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass mein Zyklus bestimmt spinnt. Ich versuchte erst mal gar nicht dran zu denken und habe mich mit der Uni und anderen Dingen abgelenkt. Mein Freund fragte immer wieder nach und auch meine Assistenten nervten mich mit der Fragerei, ob ich endlich meine Tage bekommen habe.

Es ist ein großer Traum mit Tim eine kleine Familie zu gründen! Früher habe ich mir eingeredet, dass ich Kinder nicht mag, aber seitdem ich in einer festen Beziehung bin, ist mir bewusst geworden, dass das nur eine Art Selbstschutz war.
Ich habe natürlich große Angst davor! Ich frage mich, ob das auch geht… Habe ich mit meiner Behinderung, die sich auf meine Muskulatur auswirkt, überhaupt genügend Kraft für die Schwangerschaft?
Ich habe eine starke Skoliose. Das gibt mir natürlich zu denken, ob mein Baby überhaupt genügend Platz in meinem Bauch hat?!
Wie wird die Geburt sein? Ich habe sicherlich nicht genügend Kraft, um es selbst auf die Welt zu bringen.
Bekomme ich eine zusätzliche Assistenz für mein Kind? Meine Assistentin ist auf keinen Fall in der Lage sich um meine Bedürfnisse und um die meines Kindes zu kümmern. Übernimmt die Stadt die Bezahlung einer zweiten Assistentin?
Auf jeden Fall würde ein großer Papierkrieg bevorstehen…
Dann wäre da noch was, womit ich mich eigentlich nicht beschäftige, aber da ich eventuell Verantwortung für ein kleines Lebewesen übernehmen werde, kommt es in mir auf…ich bekam mit ungefähr zwei Jahren die Diagnose „Spinale-Muskelatrophie Typ 2“ und die besagt, dass ich eine verkürzte Lebenserwartung habe. Zumindestens hat man das meinen Eltern gesagt, als die Diagnose gestellt wurde. Als Jugendliche habe ich meine Ärzte gefragt, wie lange es mich geben wird, woraufhin sie mir sagten, dass sie das weder sagen können noch wollen. Die Medizin ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass man solche Prognosen nicht mehr stellen sollte. Da ich mich nachts beatmen lasse, kann man wohl noch weniger voraussagen, wie lange es mich geben wird… weil dadurch zum Beispiel die Gefahr eines Atemstillstands in der Nacht vermieden wird. Wie gesagt, eigentlich denke ich gar nicht darüber nach, aber wenn ich mich wirklich entscheiden würde ein Kind zu bekommen… ich frage mich einfach dabei… ob es meinem Kind gegenüber fair ist?! Eventuell auch ohne Mutter aufzuwachsen.
Ich weiß noch nicht mal, ob es eintreten wird und die Ärzte haben mir auch keine Zeit oder Frist genannt, deshalb ist es wahrscheinlich auch nicht nötig sich jetzt darüber Gedanken zu machen. „Andere Kinder verlieren ihre Eltern oder ein Elternteil eventuell durch einen Autounfall oder andere Geschehnisse… mach dir nicht über Dinge Gedanken bei denen du nicht weißt, ob sie überhaupt eintreten werden. Ich bin mir sicher, wir werden großartige Eltern sein.“, sagte mir mein Freund Tim. Recht hat er ja, aber irgendwo verfolgt es mich zwischendurch trotzdem…

Nun ist auch mittlerweile noch eine Woche vergangen, ich war somit zwei Wochen überfällig.
Ich bin morgens mit Übelkeit aufgewacht, tagsüber war mir sehr schwindelig und mir wurde häufig mal schwarz vor Augen… zusätzlich war ich tagsüber unheimlich müde, was ich eigentlich von mir so nicht kenne.
Ich rief meine Mutter an und fragte sie, wie es war als sie mit mir schwanger war. Sie berichtete mir von leichter Übelkeit, Ohnmachtsanfällen und starker Müdigkeit… daraufhin bekam ich große Panik!
Vor lauter Panik kam ich auf die blendende Idee mit meinen Ovulationsstäbchen (diese bestimmen eigentlich die fruchtbaren Tage der Frau, aber laut der Gebrauchsanweisung kann man angeblich auch die Schwangerschaft damit bestimmen). Nun ja, laut diesem Test war ich wirklich schwanger! Ich hing über dem beschissenen Klo mit dem positiven Test und bekam kaum Luft und einen Schweißausbruch nach dem anderen…
Ich bin ja eigentlich mit meinem Studium nicht fertig. Tim und ich wohnen auch noch nicht zusammen, wir führen nämlich eine Fernbeziehung. Eine Schwangerschaft ist zur Zeit absolut nicht passend! Also nahm ich ein paar Stunden später noch ein Ovulationsstäbchen und machte noch einen Test, dieser war jedoch ebenfalls positiv.
Doch irgendwie kam mir das ganze komisch vor. Ich hatte einfach nicht das Gefühl, dass ich schwanger bin, obwohl es dafür ganz viele Anzeichen gab. Nun saß ich da auf meinem Klo und rief heulend Tim an. Nachdem ich ihm gesagt habe, dass wir eventuell Eltern werden, schwiegen wir uns gegenseitig an. Der Schock saß tief! Meine Assistentin war in diesem Moment natürlich auch total in Aufruhr. Ich habe ihr gesagt, dass ich diesen Ovulationsstäbchen nicht traue und daraufhin bot sie mir an auch so einen Test zu machen, schließlich hatte ich noch 50 Stück in meiner Schublade liegen. Ich hielt es für eine gute Idee und fuhr im Flur hin und her, während sie den Test gemacht hat. Ein wenig blass im Gesicht kam sie aus meinem Badezimmer und teilte mir mit, dass sie ebenfalls schwanger ist. „Das kann doch nicht sein! Das wäre nun wirklich ein dummer Zufall, wenn wir jetzt beide schwanger sind! Wir sollten uns morgen einen richtigen Schwangerschaftstest besorgen und dann haben wir Klarheit….“, gab ich genervt von mir.
Über das Ergebnis meiner Assistentin war ich natürlich auch geschockt. Ihr müsst nämlich wissen, dass zur Zeit eine Assistentin nach der anderen schwanger wird und ich nicht das Gefühl los werde, dass ich eine Art Fruchtbarkeitsgöttin bin. Aber ich hatte ja meine eigenen Probleme!
Wir entschieden uns schlafen zu gehen und den morgigen Tag abzuwarten.
Am nächsten Tag bin ich dann ohne vorher auf Toilette zu gehen direkt mit meiner Assistentin zum Rossmann (Drogeriemarkt) gedüst. Ihr hättet dabei sein müssen, wie wir zwei mit drei Schwangerschaftstests und mehreren Chipstüten an der Kasse standen. Die Nerven lagen schließlich blank! Da war Nervennahrung absolut erforderlich! Ich glaube, das war die längste Nacht meines Lebens. Ich habe selbstverständlich sofort den Test gemacht. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr nervös ich war und am ganzen Körper vor Aufregung zitterte .
Dieser Test ergab, dass ich nicht schwanger bin. Ich war total verwirrt von den ganzen positiven und negativen Ergebnissen. Aber auf der Verpackung des Schwangerschaftstest stand, dass das Ergebnis zu 99 % sicher ist. Ich war irgendwie erleichtert und habe dem Test einfach mal vertraut.

Es vergingen Tage und meine Schwangerschaftsanzeichen verstärkten sich und meine Periode blieb immer noch aus. Mittlerweile war ich auch über drei Wochen überfällig. Alle redeten auf mich ein, ich solle doch zum Frauenarzt gehen und mir Klarheit verschaffen. Ich machte auch in der Zeit noch einen weiteren Schwangerschaftstest, der ebenfalls negativ war.
Aber irgendwie glaubte ich langsam, dass ich doch schwanger bin. Ich habe Horrorstorys auf Schwangerschaftsforen gelesen, in denen Frauen berichtet haben, dass sie 13 negative Schwangerschaftstest vor sich liegen hatten und der Frauenarzt ihnen aber mitgeteilt hat, dass sie doch schwanger sind. Vielleicht gehöre ich ja auch zu diesen Frauen, dachte ich mir. Mir war bewusst, dass ich zum Frauenarzt muss!
Das Problem dabei ist nur, dass ich eine große Frauenarztphobie habe und mir sogar lieber die Weisheitszähne ziehen lassen würde, als dass ich zum Frauenarzt gehe. Ich übertreibe wirklich nicht!
Ich lag nur noch im Bett, weil mir so übel war und ich am liebsten den ganzen Tag geschlafen hätte. Zu allem Übel wurde ich auch noch krank und musste deshalb Antibiotikum einnehmen. Meine Mutter kam mich besuchen, um mich gesund zu pflegen. Dabei redete sie die ganze Zeit auf mich ein, ich müsse dringend zum Frauenarzt. Hielt mir natürlich auch Vorträge, dass ich besser beim Sex aufpassen müsse und und und… Sie teilte mir mit, dass sie große Angst davor hat, dass mir was passieren könnte während der Geburt oder der Schwangerschaft. Ich verstand natürlich ihre Sorgen…. Ein Satz bleibt mir glaube ich für immer in Erinnerung: „Schau dich an und überlege gut, was du machen möchtest. Ich bin hergekommen, um dich gesund zu pflegen und dir beim Abhusten zu helfen, weil du kräftemäßig dazu nicht mehr in der Lage bist. Du bist wehrlos! Glaubst du, du könntest dich da noch um ein Kind kümmern und es großziehen?“ Dieser Satz meiner Mutter hat mich zutiefst getroffen! Ich habe mich danach selbst infrage gestellt als eventuell werdende Mutter… Das hat alles nicht geholfen! Im Gegenteil, ich fühlte mich immer mehr entmutigt.
Ich fing an mir große Vorwürfe zu machen, weil ich zu dem Zeitpunkt noch Marcumar („Blutverdünner“) eingenommen habe. Ich erinnerte mich daran, dass mein Arzt mir noch gesagt hat, dass ich während der Behandlung auf gar keinen Fall schwanger werden darf, da ich sonst das Kind verlieren würde. Eine meiner Assistentinnen ist mit einem Arzt zusammen und hat ihm von mir erzählt… Er riet mir dringend zum Frauenarzt zu gehen, um sicher zu gehen, ob ich schwanger bin oder nicht, da Marcumar zu schweren Missbildungen des Embriyos führt.
Ich bekam große Angst, denn ich wusste noch nicht mal, ob Tim und ich ein höheres Risiko haben ebenfalls Kinder mit einer Muskelerkrankung zur Welt zu bringen. Wenn ich dann noch aufgrund meiner Fahrlässigkeit (Frauenarztphobie) dafür sorgen würde, dass mein Kind mit einer „noch größeren Behinderung“ zur Welt kommt, dann hätte ich mir das nie verziehen! Versteht mich nicht falsch, ich würde mich absolut für das Kind entscheiden, wenn es mit einer Behinderung geboren wird! Aber was man verhindern kann, sollte man verhindern, wie zum Beispiel die Sache mit dem Marcumar.
Ich suchte mir eine Frauenärztin aus, was gar nicht mal so einfach war, da nicht alle Praxen barrierefrei sind. Ich bekam sogar ziemlich schnell einen Termin und somit fuhren mein Tim und ich am nächsten Tag zum Kinderwunschzentrum, in dem die Frauenärztin arbeitet. „Kinderwunschzentrum“ das war wohl auch eine Art Ironie des Schicksals!
Die Frauenärztin gab sich wirklich große Mühe mir meine Ängste zu nehmen, doch dieser Termin war der absolute Horror. Es gelang absolut gar nichts. Sie konnte weder einen vaginalen Ultraschall noch einen Abstrich machen, weil ich unheimlich verängstigt war und starke Schmerzen hatte. Wir entschieden uns deshalb erst mal nur ein Blutbild machen zu lassen, damit ich wieder ein wenig entspannen konnte. Doch auch dies war ein schwieriges Unterfangen. Ich glaube, ich wurde 6-8 mal gestochen und beim letzten Stich kamen auch nur 2-3 Tropfen Blut raus. Dieses bisschen Blut gab sie ins Labor, in der Hoffnung, dass man wenigstens den HCG Wert bestimmen kann. Sie versprach mir, mich am nächsten Tag anzurufen und mir mitzuteilen, ob das Labor etwas herausfinden konnte. Ansonsten hätte ich noch mal kommen müssen, um etwas mehr Blut abzugeben. 😀
Als ich aus dem Behandlungszimmer mit Tim rausging, stand am Empfang eine kleine Familie, die wahrscheinlich vor ein paar Tagen ein Baby zur Welt gebracht hat. Ich sah die glücklichen Gesichter und in diesem Moment überkam mich ein riesiges Gefühlschaos. Ich wollte nur noch schnell raus aus dem Gebäude. Vor dem Eingang blieb ich stehen und versuchte mich ein wenig zu beruhigen. Doch es gelang mir nicht, mir flossen nur so die Tränen herunter….. Mir wurde bewusst, dass es das ist, was ich möchte. Ich möchte Mutter werden!
Ich war in dem Moment so glücklich darüber, dass Tim mitgekommen ist. Er ist extra aus Bochum gekommen, um mir beizustehen und hat sogar den Hebelifter mitgenommen, damit ich die Möglichkeit habe beim Arzt auf Toilette zu gehen , dies hätte ich sonst nicht gekonnt. Da ich vor Aufregung alle 10 Minuten auf Toilette muss, war es mir wirklich eine große Hilfe!!

Ich bekam am nächsten Tag den Anruf von der Frauenärztin: „Guten Tag Frau Alekseev! Erst einmal möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich gute Nachrichten für sie habe. Sie sind eindeutig nicht schwanger!…“ Nach diesem Satz habe ich irgendwie aufgehört zuzuhören. Ich wurde wütend und fragte mich, woher die blöde Kuh wusste, dass das gute Nachrichten für mich sind? Ich hätte am liebsten alles um mich herum klein geschlagen… Ich habe gemerkt, dass ich von dem Ergebnis einfach enttäuscht war und mir irgendwo gewünscht habe doch schwanger zu sein.
Irgendwann habe ich mich dann doch beruhigt!
Tim und ich sind im Nachhinein ganz froh, dass es so ausgegangen ist. Vor allem auch wegen der Marcumar Geschichte. Wir wollen erstmal zusammenziehen und uns dann den Kinderwunsch erfüllen! Bevor wir uns jedoch diesen Wunsch erfüllen, wollen wir Spezialisten heraussuchen, die uns aufklären können, welche Gefahren für mich und unser Kind vorherrschen oder auch nicht und auch um in Erfahrung zu bringen, ob unser Kind mit einer Behinderung auf die Welt kommen würde. Uns ist es wichtig, nicht um uns dann gegen das Kind zu entscheiden, sondern um uns einfach drauf einstellen zu können. Dann werden wir natürlich dafür kämpfen eine weitere Assistenz zu bekommen, die uns dabei unterstützt unser Kind zu pflegen…
Eins steht fest, es wird ein langer und harter Weg uns diesen Wunsch zu erfüllen, weil wir uns so viele Dinge dafür organisieren müssen. Ich bin wirklich gespannt und freue mich darauf! Wir werden euch natürlich alles berichten 🙂

Nach der ganzen Geschichte bin ich auf eine Kurzdoku gestoßen, die mir unheimlich viel Mut gemacht hat, mich nicht von meiner Behinderung ausbremsen zu lassen.
Wie ich finde, eine wundervolle Frau:
http://www.ardmediathek.de/tv/Lokalzeit/Lebenslinien-Birgit-Kalwitz/WDR-Fernsehen/Video?documentId=27205326&bcastId=25377998

alles Liebe wünsche ich euch,
eure Katja