Das bin dann wohl ich und mein Blog!

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Hallo liebe Leserinnen und Leser 😉

Ich heiße Katja und studiere Soziale Arbeit (BA) in Köln.
Seit Oktober 2012 lebe ich in der wünderschönsten Stadt der Welt: Köln!…und seit dem lebe ich auch in Freiheit. Freiheit ist wahrscheinlich mein Lieblingswort! Nein, nicht dass ihr es falsch versteht, ich habe davor nicht in Sklaverei gelebt.
Ich bin bei meinen Eltern aufgewachsen und habe 22 Jahre bei ihnen verbracht.
Im Oktober konnte ich dann endlich ausziehen. Nach dem Abitur freut sich ja eigentlich jeder junge Mensch flügge zu werden und sein eigenes Nest zu bauen. Man möchte viel erleben, Party machen und einfach nur glücklich sein. Das wollte ich auch, absolut!
Es steckte jedoch mehr dahinter. Ungefähr ab dem zweiten Lebensjahr bekam ich die Diagnose Spinale Muskelathrophie. Um es einfach zu erklären, ist dies eine Muskelerkrankung. Ganz WICHTIG: Ich leide nicht an einer Muskelerkrankung, sondern lebe mit dieser Diagnose!
Es bedeutet für mich, dass ich meinen Körper kaum bewegen kann. Meine Füße kann ich millimeterweise bewegen. Allerdings bin ich nach 3 bis 4 Millimeter Bewegung am Ende meiner Kräfte. Meine Arme sind noch am mobilsten. Ich bin noch in der Lage mit einer Gabel selbstständig zu essen, dies dauert allerdings sehr lange und ist ebenfalls kräftezerrend. Das Schreiben gelingt mir zwar, aber auch nur langsam und auch nicht lange Texte am Stück. Meinen Blog verfasse ich übrigens mit Hilfe meines Smartphones, das ich problemlos und uneingeschränkt nutzen kann.
Es fühlt sich an, als wären meine Arme und Beine zu schwer für mich.
Viele fragen mich, ob ich meine Beine spüren kann. Ja durchaus, ich bin nicht querschnittsgelähmt. Ich fühle alles, wenn man mich streichelt, küsst, kitzelt, kneift, kratzt…Jetzt habt ihr vielleicht ein ungefähres Bild von meiner Behinderung.
Seit Oktober 2012 habe ich eine 24-Stunden-Assistenz (keine Betreuer!!!). Ohne Assistenz wäre ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben für mich nicht möglich. Sie pflegen mich (duschen, helfen mir bei Toilettengängen…), erledigen mit mir den Einkauf und den Haushalt, kochen mit mir und reichen mir das Essen an (ich hasse das Wort füttern!), ändern nachts meine Liegeposition, begleiten mich bei Freizeitaktivitäten… Ich habe ungefähr acht Assistentinnen und mit diesen verbringen ich jeweils 24 Stunden oder 48 Stunden am Stück, meistens wechseln sie sich alle zwei Tage ab. Ich kann tun und lassen was ich will. Ich kann duschen, essen und ausgehen, wann ich will. Das beudeutet für mich Freiheit! Das macht mich unheimlich glücklich.
Glücklich? Geht das mit einer Behinderung? JA! Ich habe eine Schwerstbehinderung und bin glücklich, finde mein Leben lebenswert und bin meiner Mutter dankbar, dass sie mich nicht abgetrieben hat!!!!
Was ich hier mit dem Blog bezwecken will?…Ich will euch zeigen, dass ich ein ganz normales Leben führe, wie jeder andere auch. Wobei was ist schon normal?
Natürlich werden mir durch meine Behinderung Grenzen gesetzt, aber die größten Grenzen werden mir durch die Denkweise unserer Gesellschaft gesetzt.
Es fängt schon damit an, dass alle verwundert sind, weil ich Studentin bin oder weil ich mich nachts in Clubs aufhalte… ich werde noch über genügend solcher Situationen berichten.
In meinem Blog werde ich verschiedene Themen ansprechen.
Zur Zeit beschäftigt mich das Thema Sex. Das hat viele Gründe. Natürlich auch, weil ich Sex liebe. Sex gehört für mich zu den schönsten Dingen der Welt! Ich bin in einer Beziehung und dadurch ist das Thema Sex noch präsenter. Mein Freund hat auch eine Muskelerkrankung, die weit fortgeschritten ist (ebenfaĺls wie bei mir). Das erschwert unser Sexleben, aber dennoch haben wir eins! Dafür müssen wir offen darüber sprechen können, um überhaupt unser Sexualleben ausleben zu können. Warum? Weil unsere Assistenten oder spezielle Sexualassistenten uns helfen unsere sexuellen Bedürfnisse auszuleben. Aber was genau damit gemeint ist, verrate ich euch noch in den folgenden Blog-Einträgen.
Mir ist zudem auch aufgefallen, dass z.B. Behinderung und Asexualität gleichgestellt wird. Was in meinen Augen auch erschreckend ist, dass viele mit Behinderung, sich für ihre Sexualität schämen und nicht darüber sprechen mögen, weil das Thema Sexualität und Behinderung tabuisiert wird. Selbst wenn man sich eingesteht, dass Menschen mit einer Behinderung ein Sexualleben haben oder sich eins wünschen, dann spricht man leider meistens nur noch davon, dass sie sich einfach nur Nähe, Kuscheleinheiten und Liebe wünschen. Natürlich wünscht sich auch das jeder. ABER als ich noch Single war, kann ich mich gut daran erinnern, dass ich auch einfach mal nur poppen wollte. Glaubt mir, so geht es vielen anderen mit Behinderung auch! So viel zu dem Thema.
Ich möchte und werde auch deshalb die Dinge beim Namen nennen. Für Einige wird es vielleicht provokant klingen. Wenn das der Fall sein sollte, dann habe ich auf jeden Fall mein Ziel erreicht. Ich möchte die Menschen wachrütteln. Ich will, dass sie „verstehen“, dass auch Menschen mit einer Behinderung Bedürfnisse, Wünsche, Fantasien, Vorstellungen…haben, wie jeder andere auch und das in jeder Hinsicht.
Das liegt auch sicher daran, dass viele gar keine Menschen mit einer Behinderung kennen. Und es liegt auch sicher daran, dass es zu wenig Menschen mit einem Handicap gibt, die offen über sich erzählen. Ich wünsche mir, dass sich das ändert. Deshalb fange ich an zu reden.
Ich werde viele Themen ansprechen. Ich hoffe es gefällt und öffnet so manchem die Augen!

Selbstverständlich sind Kommentare erwünscht! Ich wüsste gerne, womit ihr einverstanden seid oder was ihr komplett anders seht. Ich bin immer dankbar für neue Ideen und Gedanken, deshalb stellt gerne Fragen oder schlagt Themen vor!
Viel Spaß beim Lesen 🙂

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