Der Wahnsinn vor dem Date…

                                   15338858_1163853327016787_8740857763568699680_n

So ganz unerfolgreich wie in meinem letzten Beitrag beschrieben, ist meine Suche nach dem, was auch immer ich suche, nicht. Wobei das Wort „suchen“ auch nicht das Richtige wäre.

Denn was ich will, ist meinen Marktwert erst mal zu checken und wenn mir dann jemand dabei über den Weg laufen sollte, der mir wirklich gut gefällt und ich mich in ihn und er sich in mich verlieben sollte, dann ist es so…ich würde mich nicht dagegen wehren. Aber es ist eben nicht mein Ziel!

Und für alle, die sich jetzt denken und es mir am liebsten mitteilen möchten, dass ich mir die Ruhe geben und nicht direkt den Nächsten suchen soll, denjenigen möchte ich sagen, dass ich am Besten weiß, wer oder was mir gut tun würde… glaube ich zumindestens 😉

Ich bin sexuell noch sehr unerfahren. Da ich bisher nur mit einem Mann Sex hatte und es nicht so einfach war unser Sexualleben auszuleben (ich möchte an dieser Stelle nichts schlecht reden, im Gegenteil ich habe sehr schöne Erfahrung mit meinem Ex Partner machen können), konnte ich was mir in sexueller Hinsicht noch so vorschwebt, bisher nicht ausleben.

Generell habe ich auch meine Jungfräulichkeit im Gegensatz zu Anderen sehr spät verloren, um genau zu sein vor drei Jahren und ich bin jetzt 27. Nicht, dass es schlimm sei, aber ich hätte mir gewünscht, dass es früher passiert wäre… Nur haben die Umstände es mir nicht früher erlaubt.

Jetzt stehen mir aber alle Möglichkeiten offen… Fast! Wenn es nicht hier und da ein paar Hürden geben würde.

Es gibt tatsächlich Männer, die weiterhin mit mir schreiben und sich auch mit mir treffen möchten, nachdem ich ihnen mein Gesicht gezeigt habe (bezieht sich auf meinen letzten Beitrag) 😀

Ich hatte mehrere Dates vereinbart und dann stand ich vor der Misere: Erkläre ich den Männern, was meine Behinderung genau beinhaltet und wie sich diese auf meinen Alltag auswirkt (zum Beispiel Assistenz) oder lasse ich es sein und konfrontiere die Männer persönlich damit?

Meine persönliche Assistenz ermöglicht mir eben das, was meine Beine und Arme in meinem Alltag nicht leisten können. Es fängt schon bei „Kleinigkeiten“ an… Sie reichen mir das Essen an (ich hasse das Wort „füttern“ 😀 ) und halten mir mein Getränk hoch, damit ich aus dem Strohhalm trinken kann.

Nun kann man sich sicher vorstellen, dass ich meine Assistenz bei meinen Dates nicht dabei haben möchte, vor allem würde das auch den Mann vollkommen irritieren.

Aber was macht man üblicherweise beim ersten Date? Man geht essen oder einen Kaffee trinken…

Bei meinem ersten Date wurde ich von einem Mann zum Essen eingeladen, der ebenfalls sein Leben mit Assistenz lebt, allerdings nicht in solch einem großen Maße auf die Unterstützung einer Assistenz angewiesen ist, wie ich. Als er mich fragte, ob er mich zum Essen einladen dürfte, war es mir sogar bei ihm unangenehm, ihm sagen zu müssen, dass wir das Essen leider nicht zu zweit genießen können, weil ich eben die Gabel nicht mehr selbstständig hochheben kann.

Er sagte mir, dass ich mir darüber keinen Kopf machen sollte und ich meine Assistenz mitnehmen soll. Mir fiel ein Stein vom Herzen, aber klar, wer hätte mehr Verständnis, wenn nicht er…

Ich fand’s natürlich trotzdem nicht geil meine Assistentin dabei zu haben, auch wenn ich sie unheimlich gerne habe. In kluger Voraussicht habe ich zu Hause etwas gegessen, um bei unserem Date nur eine Kleinigkeit zu bestellen, die ich schnell verputzen konnte, um dann meine Assistentin direkt wegschicken zu können. An dieser Stelle muss ich sagen, dass meine Assistentin sich als die perfekte Date-Assistentin entpuppte, sie war komplett unsichtbar… Danke noch mal, Liebes!

Während sie noch da war, führten wir Smalltalk. Als ich mit dem Essen fertig war, verschwand sie an einen anderen Tisch. Hin und wieder schickte ich ihr eine kurze Nachricht, in der ich ihr sagte, dass sie mir kurz mein Glas hochhalten soll, damit ich trinken kann. Aber erst als sie weg war, fing natürlich das Geflirte an, der Austausch von tiefen Blicken und verlegenen Lächeln…

Ihr Lieben, dieses Date war einfach perfekt! Wir hätten uns eigentlich gern noch weitere Male getroffen und uns näher kennengelernt, aber wie das Leben nun mal ist, war alles kompliziert. Der Tag war perfekt, nur die Zeit war für uns nicht reif… Wir haben es beendet, was eigentlich noch gar nicht so richtig angefangen hat oder besser gesagt, hat er für uns beide die Entscheidung getroffen, es zu beenden… Es hat viele Gründe dafür gegeben.

Nun, ein Mann aber, der bisher keinerlei Berührungspunkte mit Menschen mit Behinderung hatte und das Wort „Assistenz“ wahrscheinlich auch zum ersten Mal hört, ist natürlich erst mal überfordert. Die Männer, die mich daten wollten, wussten zwar, dass ich im Rollstuhl sitze. Sie wussten aber nicht, dass ich eine Behinderung habe, die sich auf meine Muskulatur auswirkt und diese eben auch immer weiter abbaut. Nun hat die Muskulatur über all die Jahre auch schon stark abgebaut.

Jedes Mal mache ich mir vor dem Date einen riesen Stress. Sag ich ihm noch vor dem Date, dass er mir den Kaffee hochreichen muss, damit ich aus dem Strohhalm trinken kann? Was ist, wenn ich ihn nach dem Kaffee mit nach Hause nehmen möchte? Sag ich ihm dann vorher, dass er der aktive Part beim Sex sein muss? Sag ich ihm vorher, dass ich mich nicht selbst ausziehen kann? Sag ich ihm vorher, dass ich es nicht allein ins Bett schaffe?

Fragen über Fragen. Ich kann mich in solchen Momenten so sehr hineinsteigern, dass ich mich dann richtig wahnsinnig mache 😀

Ich denke, dass es ihn sofort abschrecken könnte und wer weiß, welche Filme er sich dann noch schiebt. Ich sag’s euch, Männer haben sich schon die verrücktesten Dinge ausgemalt.

Ich wurde mal gefragt, ob man trotzdem eine Sexualassistenz benötigt, wenn mein Sexualpartner keine Behinderung hat oder ob man mich denn auch verstehen würde, wenn ich spreche… Ich schiebe es dann immer auf die Unwissenheit und Unerfahrenheit der Menschen…

Wenn ich meinem Date meine Behinderung vorher erkläre, könnte er es sich „schlimmer“ vorstellen als es vielleicht für ihn ist.

Es könnte aber auch sein, dass es ihm gar nichts ausmacht, wenn er während dem Date die ganzen Details zu meiner Behinderung kennen lernt, weil er meine Ausstrahlung mag und mich super sexy findet.

Ich habe mich nun entschieden nach Bauchgefühl zu entscheiden, ob ich vorher über gewisse Dinge bezüglich meiner Behinderung spreche, oder eben erst, wenn es soweit ist.

Es bringt einfach nichts sich vorher schon verrückt zu machen. Das verunsichert mich nur und je unsicherer ich bin, desto mehr verunsichere ich mein Gegenüber. Das ist dann ein ewiger Teufelskreis!

Ich war mit einem jungen Mann verabredet und war sehr überrascht, wie unterschiedlich der Umgang mit mir war. Als wir über die Singlebörse miteinander geschrieben haben, hat er mir sehr viele Fragen gestellt, die mir gezeigt haben, dass er wirklich sehr verunsichert war und sich nicht richtig vorstellen konnte mit wem er sich treffen wird.

Wir haben uns dann getroffen und irgendwie verschwanden seine Bedenken und Unsicherheiten ganz schnell. Er hat mich sogar gefragt, ob ich Hunger hätte und bot mir an das Essen anzureichen. Für das erste Date fand ich es unangebracht mir von ihm das Essen anreichen zu lassen, aber es war super schön zu sehen, wie schnell die anfänglichen Berührungsängste schwinden.

Die ersten Schritte sind verdammt schwierig! Einfach machen und nicht großartig viel darüber nachdenken, welche Reaktionen eventuell auf einen zukommen können. Im Grunde kann man es vorher nie wissen.

Eure Katja