Sex oder kein Sex

 

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Ich liebe meinen Verlobten… Meinen Mann… Und so sehr liebe ich den Sex mit ihm. Eigentlich ganz einfach, oder? Zwei Menschen haben sich gefunden – sind beide davon überzeugt, dass sie die Liebe ihres Lebens an ihrer Seite haben – zwei, die nach zwei Jahren Beziehung mit Höhen und Tiefen immer noch verliebt sind wie am ersten Tag… Und doch ist alles so kompliziert! Sogar jetzt beim Schreiben füllen sich meine Augen mit Tränen, weil mich der Schmerz durchbohrt.
Ihr fragt euch jetzt sicher, worum es geht oder was passiert ist.
Alles begann mit unseren ersten Drehtagen mit einem Fernsehsender. Es sollte um uns als Paar und um unser Sexualleben gehen. Teil dieser kleinen Doku sollten auch unsere Sexualassistenten sein. Sie wollten allerdings nicht in der Doku mitwirken, weil sie nicht wollten, dass ihre Nachbarn und der Chef unseres Sexualassistenten von der Nebentätigkeit erfahren. Alles soweit natürlich verständlich und wir haben dies auch akzeptiert. Doch dann haben sie sehr bestimmend darauf gepocht, dass wir auf keinen Fall darüber sprechen sollen, wie teuer die Sexualassistenz ist. Das ging mir eindeutig zu weit!
Nicht mitwirken zu wollen, ist völlig in Ordnung, aber mir vorzuschreiben, meine Ausgaben und – ich betone – MEINE Ausgaben nicht offen zu legen, ist ein No-Go! Zumal ich nie den Namen unserer Sexualassistenten Preis gegeben habe, geschweige denn den Wohnort. Somit kann keiner nachvollziehen, mit wem wir zusammen gearbeitet haben.
Unsere Sexualassistentin hat mich noch einmal angerufen, um mir zu sagen, dass die Preisangaben, die ich in meinem letzten Blogeintrag gemacht habe, auf jeden Fall geändert werden sollen, indem ich bekannt geben soll, dass wir nur 120 Euro die Stunde zahlen. Dies entspricht einfach nicht der Wahrheit, denn dann würden wir nicht genau 360 Euro für zwei Stunden zahlen, sondern 240 Euro.
Ich habe mich so sehr überrumpelt gefühlt nach dem Telefonat und wütend zugleich! Tim und ich haben uns lange über die Reaktion unserer Sexualassistenten unterhalten und uns überkam solch ein unbehagliches Gefühl. Irgendwie haben wir uns verarscht gefühlt.. Haben sie uns etwa über den Tisch gezogen? Haben sie die 120 Euro die Stunde dem Finanzamt gemeldet und den Rest selbst einkassiert? Wir haben einfach nicht verstanden, warum wir nicht über den Preis reden dürfen, wenn an dem Preis doch alles in Ordnung ist.
Für Tim war klar, dass die Zusammenarbeit dadurch beendet ist. Ich war hin und her gerissen, aber eine solche radikale Entscheidung wollte ich nicht direkt treffen, obwohl ich wusste, dass er Recht hat. Ganz wohl war mir auch nicht bei dem Gedanken, weiterhin mit den beiden zusammen zu arbeiten.
Ich sage es euch: einmal im Monat Sex zu haben, ist verdammt hart (wir haben natürlich oft Oralsex). Aber nicht zu wissen, wann man das nächste mal Sex haben wird, ist in meinen Augen einfach nur menschenunwürdig… Ich fragte mich, warum ich mich nicht wie Tim so entschlossen dagegen entscheiden konnte. Mir war eigentlich klar, dass ich unsere Sexassistenten nicht mehr beim Sex dabei haben möchte.
Während ich über die ganze Sache nachdachte, schwirrten mir ihre Worte aus unserem letzten Telefonat in meinem Kopf herum: „Wir haben uns deinen Blog angeschaut. Er ist zwar ganz nett aufgebaut, aaaber wann habt ihr denn an uns bitteschön 500€ gezahlt? Wir sind euch doch extra mit dem Preis entgegen gekommen!? Ich muss schon sagen, dass wir ein wenig enttäuscht waren als wir das gelesen haben. Ich bitte dich deshalb das alles zu überdenken und deine Preisangabe zu ändern und zu schreiben, dass ihr nur 120€ die Stunde zahlt!“, das sagte sie mir in einem sehr bestimmenden Ton.
Ich war wirklich empört nach dem Gespräch. Ich erinnerte sie daran, dass sie durchaus 460€ von uns verlangt haben. Erst nach dem wir gesagt haben, dass uns das zu teuer ist, sind sie auf 360€ runter gegangen. Aber auch nur wenn wir dann zu denen fahren. Glücklicherweise habe ich alle E-Mails behalten, die wir uns in unserer Zusammenarbeit zugeschickt haben und in denen man nachlesen kann, dass die Preise unheimlich schwankten. Ganz am Anfang haben wir jeden Monat einen anderen Preis gezahlt. Von ca. 300€ bis 460€ war alles dabei, mit den kuriosesten Begründungen dafür…mal haben sie sich verrechnet, dann haben sie sich einen „Erlebnisbericht“ von uns gewünscht und es deshalb günstiger angeboten… Nach drei/vier Monaten war uns das zu bunt und wir haben gesagt, dass wir die schwankenden Preise ziemlich undurchsichtig finden und uns daher einen konstanten Preis wünschen. Zumal war es irgendwann anstrengend noch eine Art „Aufsatz“ über unser Sexleben zu schreiben. Schließlich haben wir immer eine Menge Geld bezahlt, da ist eine weitere Gegenleistung für die Sexassistenz überflüssig. In den Mails sprachen sie immer von einem Obolus von 360€, 410€, 460€ usw. Ein Obolus…
Wir hätten es längst beenden müssen. Warum haben wir es mitgemacht?
Weil wir leider nicht die Qual der Wahl haben bezüglich der Sexassistenz. Es gibt ziemlich wenige Sexassistenten in Deutschland, was zur Folge hat, dass sie ihre Preise willkürlich bestimmen können. Dadurch, dass so wenige diese Dienstleistung anbieten, verleiht dies den vorhandenen Sexassistenten eine enorme Macht. Als Klient ist man vollkommen machtlos und ausgeliefert, wenn man solchen Preisen ausgesetzt wird. Man denkt sich: Entweder ich zahle diese Summe oder ich habe keinen Sex mit meinem Partner.
Und an alle, die jetzt denken: „Es ist doch nur Sex! Die Hauptsache ist, dass ihr euch habt.“ Das habe ich in den letzten Tagen so oft gehört. Es ist wahrscheinlich gut gemeint, aber es tut so schrecklich weh sowas zu hören! Denn durch die ganze Aktion haben mein Partner und ich ein ganz großes Stück Lebensqualität verloren… Sex ist für mich nicht einfach nur ein Weg meine Triebe zu befriedigen, wobei das natürlich ein wichtiger Aspekt ist. Beim Sex kann ich meine Liebe, meine Leidenschaft zu meinem Partner zum Ausdruck bringen; es ist eine weitere Möglichkeit mich komplett fallen zu lasse. Seit dem Sex mit Tim fühle ich mich um einiges attraktiver, begehrenswerter, weiblicher…Sex hat einen positiven Einfluss auf das eigene Selbstwertgefühl. Beim Sex fühle ich mich Tim einfach so nah, ich liebe das Gefühl, wenn er in mir drin ist…denn dann sind wir irgendwie eins. Ich könnte noch so viele weitere Punkte aufzählen, die für Sex sprechen und das werde ich auch, nur in einem anderen Blogeintrag.
Sex gehört für mich zu einer Beziehung und ich will auf gar keinen Fall darauf verzichten! Während unserer Zusammenarbeit haben wir uns bereits nach anderen Sexassistenten umgeschaut, leider ohne Erfolg. Wir sind zu einer Sexassistentin zum Vorstellen gefahren. Diese hat uns in ihrer Fußpflegepraxis empfangen. Als wir reinkamen rochen es sehr stark nach Desinfektionsmittel, was ja für sie spricht, aber es trägt keiner erotischen Stimmung bei. Sie bat uns in das Zimmer, in dem Tim und ich in Zukunft miteinander schlafen sollten. Ich schaute mich um und musste feststellen, dass dieses Zimmer exakt wie ein Behandlungszimmer beim Zahnarzt ausgestattet war, mit dem gleichen Stuhl etc. Hätten wir einen Fetisch für Desinfektionsmittel usw., wäre das Zimmer bombe zum poppen. Als wir dann nachfragten, wie viel uns der Spaß kosten würde, bekamen wir den Schock unseres Lebens! Sie wollte für zwei Stunden bei Tim Zuhause ca. 510€ und 410€ bei sich in der Praxis. Wohlgemerkt konnte sie uns dort nur eine Luftmatratze anbieten. Für das Gespräch allein, ohne jegliche Dienstleistung, wollte sie 90€ von uns haben. Nach 15/20min. war uns klar, dass das nichts wird und wir wollten uns von ihr verabschieden, woraufhin sie ausdrücklich auf ihre 90€ bestand, weil die Stunde schließlich angefangen habe.
Ich würde sagen, wir denken uns unseren Teil dazu…
Fakt ist: Ich möchte mich nie wieder ausgenutzt fühlen und mich erpressbar machen und schon gar nicht im Zusammenhang mit meinem Sexleben.

Nun ist es so, dass wir seitdem jedes Wochenende eng umschlungen im Bett liegen, ich seinen erregten Penis an meinem Oberschenkel spüre…es mich natürlich enorm erregt… unsere Augen füllen sich in solchen Momenten häufig mit Tränen…Früher war der nächste Termin bei unseren Sexassistenten ein tröstender Gedanke in solchen Momenten, jedoch jetzt plagt uns die Ungewissheit…
Dieses Problem wäre zu lösen, mit einer Assistenz, die vielleicht etwas mehr Ehrlichkeit besitzt… Ich möchte hier nicht alle ausgebildeten Sexassistenten über einen Kamm scheren, aber es ist sehr fraglich, dass die meisten von denen unbezahlbare Preise verlangen. Diese Preise stehen in keinem Verhältnis zu dem, was Prostituierte oder andere Sexarbeiter mit viel intimerem Körpereinsatz für ihre Leistungen verlangen. Ich hoffe nur sehr, dass es da draußen Sexassistenten gibt, in denen – ich würde mal sagen – die Geldgier nicht stark ausgeprägt ist und die dann auch aufgrund des seltenen Angebots ihre Macht nicht ausspielen. Denn das ist das, was ich aufgrund meiner Erfahrung mit ausgebildeten Sexassistenten mit ihnen verbinde.
PS: Alles, was ich euch hier erzählt habe, schrieb ich in einer Mail an unsere Sexassistenten nieder. Bislang kam noch keine Antwort…

Eure Katja <3