Du bist kein gutes Vorbild.

„Du bist kein gutes Vorbild“, höre ich immer mal wieder. Dem einen oder anderen Menschen schien mein letzter Blogeintrag nicht gefallen zu haben. Es gibt Menschen, die mit so viel „Offenheit“, wie ich sie an den Tag lege, nicht zurechtkommen. Ich muss auch darüber schmunzeln, weil ich über die natürlichsten Dinge dieser Welt spreche. Ich spreche über meinen Körper und meine Bedürfnisse, die auch körperlich sein können. Und doch ist das natürlichste dieser Welt in unserer Gesellschaft in Bezug auf Menschen mit Behinderung zum Beispiel ein Tabu. Ich betreibe Aufklärungsarbeit und dabei ist es notwendig ziemlich offen zu sprechen, wie ich finde. Es ist nicht anstößig! Ich kämpfe für die Rechte sehr vieler Menschen und auch für meine. Meine Arbeit ist eine Art Befreiung meiner bisher unterdrückten Bedürfnisse und Wünsche. Ich habe absolut keine Lust darauf, dass man mir das nehmen möchte, indem man versucht in mir Schamgefühle hervorzurufen. Ich stehe voll und ganz hinter jeder Veröffentlichung.

Ich hätte mir damals gewünscht, dass es jemanden gäbe, der mich in meinen jungen Jahren begleitet hätte und mir das Gefühl vermittelt hätte, dass ich eine ganz normale junge Frau bin. Eine Frau, die das Recht hat ihr Leben in vollen Zügen zu genießen und zu leben. Ich denke, dass ich von mir sagen kann ein gutes Vorbild zu sein, denn ich vermittle meinen Followern lediglich, dass sie genauso wie sie sind, richtig sind. Ohne wenn und aber.

Ich habe auf Instagram ebenfalls über dieses Thema geschrieben, dass Menschen versuchen mir davon abzuraten so offen über mich und meine Bedürfnisse zu sprechen. Es hat mich so sehr gefreut, dass ich viele positive Rückmeldungen bekommen habe. Besonders hat mich eine junge Mutter berührt, die mir schrieb: „Du bist ein Vorbild für die jungen Menschen! Gerade deshalb feiere ich deine Posts. Wenn meine Tochter zum Beispiel Probleme damit hat offen über ihre Vulva zu reden, habe ich als Vorbild versagt“. Genauso sehe ich das auch! Wir haben alle versagt, wenn wir nicht einander ermutigen zu dem eigenen Körper zu stehen.

Zu dem Rat, ich solle nun aufpassen, was ich genau von mir preisgebe, da ich nun fertige Sozialpädagogin bin, kann ich nur sagen, dass ich bei keinem Arbeitgeber arbeiten könnte, der mit meinem Engagement nicht zurechtkäme. Schließlich verbreite ich feministisches Gedankengut und davon profitieren alle Menschen.

Nun habe ich meinen Ärger hier ausreichend kundgetan. Ich glaube, ich werde nächstes Mal über meine Bachelorarbeit schreiben. Wenn ich mich recht erinnere, wurde dies hier sogar gewünscht. In dieser Arbeit habe ich sogar im weitesten Sinne wissenschaftlich bewiesen, dass meine Arbeit auf Social Media von hoher Relevanz ist. Das Thema meiner Thesis lautete: Körperliche Identität und Selbstwertgefühl von Frauen mit sichtbarer Körperbehinderung. In dieser Arbeit wollte ich herausstellen, ob eine sichtbare Körperbehinderung Auswirkungen auf die Körperidentität und das Selbstwertgefühl behinderter Frauen hat. Ich habe herausgestellt, dass sich die Körperbehinderung definitiv auf die Körperidentität und das Selbstwertgefühl behinderter Frauen auswirkt. Welche Faktoren sich genau auswirken, stelle ich euch dann nächstes Mal vor (letzter Dienstag des Monats). Im Übrigen waren meine Professoren und Dozenten während meines Studiums ausschließlich begeistert von meiner Arbeit als Bloggerin. 😉

Ich wünsche euch bis dahin eine gute Zeit!

Eure

Katja