Ein winziger Einblick in meine Bachelorarbeit…

So meine lieben Leser,

wie ich bereits vor einem Monat angekündigt habe, möchte ich heute über meine Bachelorarbeit schreiben. Mir graust es ein wenig davor. Es ist ein dicker Schinken, den ich da abgegeben habe. Vor allem war das eine sehr nervenaufreibende Zeit. Ich bin zwar mit meiner Arbeit fertig geworden, aber so zwei Wochen hätte ich schon gerne noch Zeit gehabt, um entspannt den letzten Feinschliff zu machen. Irgendwann ist das Gehirn einfach nur noch Matsche und gibt auf. Kennt ihr das? Wenn man sich alte Arbeiten nicht mehr ansehen möchte, weil der Blick auf eventuelle Fehler wieder fokussierter ist? Naja, wie dem auch sei. Ich habe letztendlich eine 1,3 für meine Arbeit bekommen. Ich wollte zwar mit 1,0 bestehen, aber nun gut. Eine 1,3 ist natürlich auch ein sehr gutes Ergebnis.

In meiner Bachelorarbeit gibt es viel theoretischen Kram, der vielleicht in diesem Rahmen eher uninteressant ist. Aus diesem Grund würde ich auf den theoretischen Rahmen im groben verzichten, sonst schlaft ihr mir noch ein. Dennoch möchte ich den theoretischen Teil kurz umreißen. Das erste Kapitel meiner Bachelorarbeit umfasst Definitionen. Da der Titel meiner Bachelorarbeit „KÖRPERLICHE IDENTITÄT UND SELBSTWERTGEFÜHL VON FRAUEN MIT SICHTBARER KÖRPERBEHINDERUNG“ lautet, war es mir wichtig zu klären, was überhaupt Körperidentität, Selbstwertgefühl und Körperbehinderung aus der wissenschaftlichen Perspektive bedeutet. Am schwersten fiel es mir das Selbstwertgefühl zu definieren. Insbesondere, weil andere Begriffe ebenfalls das Selbstwertgefühl umschreiben, wie zum Beispiel Selbstkonzept oder Selbstwert. Ich habe mich bei der Definition auf Schütz 2003 bezogen und habe den Begriff Selbstwertgefühl durch Selbstwert ersetzt. Aus der psychoanalytischen Perspektive lässt sich zusammenfassen, dass wir von klein auf darauf angewiesen sind positives Feedback zu halten, um ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln zu können. Laut Kohut 1979 lässt sich das Selbstwertgefühl auch im Erwachsenenalter aufbauen, genauso kann es aber auch verloren gehen. Bei der systemischen Perspektive des Selbstwert habe ich mich auf Virgina Satir 1990 bezogen. Sie ist der Ansicht, dass ein Mensch sich selbst nur dann wertschätzen und lieben kann, wenn er ein gesundes Selbstwert besitzt. Sie ist der Meinung, dass ein Mensch nicht jeden Tag dasselbe Maß an Selbstwert besitzt. Es kommt auf die Erfahrungen an, die man am Tag macht. Je mehr schlechte Erfahrung am Tag dazu kommen, desto wertloser kann sich der Mensch fühlen. Bei dieser Theorie büßt sie Kritik ein. Waibel 2017 kritisiert ihr vereinfachtes Verständnis von Selbstwert. Es gilt dabei zwischen Grundwert und Selbstwert zu differenzieren, aber damit würde ich auch zu sehr in die Tiefe gehen. Es fällt mir ein bisschen schwer, dass alles sehr vereinfacht darzustellen.

Als nächstes habe ich den Begriff Behinderung definiert. Dabei bin ich auf die soziologische Perspektive eingegangen, die sich nicht auf die körperliche Einschränkung bezieht, sondern vielmehr auf die Auswirkungen im sozialen Bereich, wenn man eine Behinderung hat. Des weiteren habe ich dann die Definition nach der ICF-Klassifikation der WHO herangezogen, denn diese beschränkt sich auf die Funktionsfähigkeit eines Körpers, zeitgleich wird auch hier die Möglichkeit der Teilhabe berücksichtigt. Ähnlich ist es auch bei der dritten Perspektive aus dem Sozialrecht. Hierbei ist es wichtig in diesem Bereich eine Definition zu haben, um einen Anspruch auf Hilfen und Nachteilsausgleich zu haben.

Im dritten Teil des Kapitels definiere ich den Begriff Körperidentität aus zwei Perspektiven. Einerseits aus der heilpädagogischen Perspektive, in der ich mich insbesondere auf Leyendecker 1985 beziehe. Hierbei betont er, dass ein Kind zwei Möglichkeiten besitzt seinen Körper zu entdecken. Einerseits, in dem es berührt wird und andererseits in dem es sich selbst berührt. Ich fand diesen Aspekt in dem Sinne interessant, weil je nach Grad der Behinderung der Mensch eventuell gar nicht die Möglichkeit hat sich selbst zu berühren. Ich habe mich dabei gefragt, ob es dann überhaupt möglich ist mit einer Schwerstbehinderung eine gesunde Körperidentität zu entwickeln. Um darauf aufbauen zu können, habe ich den Begriff Körperidentität aus der psychosozialen Perspektive betrachtet, in der ich die Ansätze der Identitätsentwicklung eines Menschen von Erik H. Erikson herangezogen habe. Ich habe mich auf 6 Phasen aus seinem 8-Phasenmodell bezogen. Auf die einzelnen Phasen möchte ich hier nicht eingehen, weil es den Rahmen sprengen würde. In seinem 8-Phasenmodell beschreibt er, inwiefern der Körper wichtig für die Identitätsentwicklung ist.

In dem Hauptteil bearbeitete ich den aktuellen Forschungsstand. Dies war gar nicht so einfach. Zum Thema Selbstwertgefühl und Körperidentität körperlich-behinderter Frauen gibt es so gut wie keine wissenschaftlichen Studien. Darum habe ich mich auf die Psychologin Geifrig 2003 bezogen. Sie lebt selbst mit einer Behinderung und hat im Rahmen ihrer Tätigkeit viele Frauen mit Behinderung beraten. Bezogen auf ihre schriftlich festgehaltenen Erfahrungen und auf die Theorien anderer Experten habe ich Hypothesen formuliert. Das sind auch viel zu viele Hypothesen. Es würde euch nur langweilen diese zu lesen.

Ich werde euch nun nur die wichtigsten, bestätigten Hypothesen vorstellen. Ich war verblüfft darüber, dass ich einige Hypothesen bestätigen konnte. Durch die Befragung, die ich durchführen durfte, konnte ich meine formulierten Hypothesen überprüfen. Nach der Auswertung konnte ich feststellen, dass Frauen, die eine schwere Körperbehinderung haben auch am meisten in der Entwicklung ihrer Körperidentität und ihres Selbstwertgefühls beeinträchtigt sind.

Meine Erkenntnisse waren, dass Frauen sich eher weniger selbst befriedigen, je weniger Selbstbestimmung in ihrer Wohnform möglich ist. Gleichzeitig können Frauen, die weniger auf Assistenz in der Pflege angewiesen sind, sich mehr befriedigen. Dies wurde auch noch mal bestätigt, in dem aus der Auswertung hervorgeht, dass die Frauen, die angegeben haben, dass sie ihre eigene Behinderung eher schwer einstufen, auch weniger die Möglichkeit haben sich selbst zu befriedigen. Dazu kommt, dass Frauen mit geringer Selbstbestimmtheit in ihrer Wohnform, eher weniger wissen, wie ihr Intimbereich aussieht oder sich anfühlt. Dasselbe gilt auch für Frauen, die ihre Körperbehinderung eher als schwer einschätzen. Frauen hingegen, die weniger Bedarf an Assistenz in der Pflege haben, haben zeitgleich mehr die Möglichkeit sich nackt zu betrachten.

Bezüglich des Sexuallebens dieser Frauen konnte ich feststellen, dass sie eher weniger Geschlechtsverkehr hatten, je weniger Selbstbestimmung in ihrer Wohnform ermöglicht wird.

Im Bereich der Verhütungsberatung werden die Frauen bevormundet, dies lassen folgende Erkenntnisse vermuten: je weniger die Frauen auf Assistenz in der Pflege angewiesen sind, desto geringer ist die Chance, dass ihnen geraten wird die Pille durch zu nehmen, um die Periode (aus praktischen Gründen der Pflege) zu verhindern. Frauen hingegen, die eher weniger selbstbestimmt leben können, denen wird er dazu geraten die Pille durch zu nehmen, um die Periode (aus praktischen Gründen in der Pflege) zu verhindern.

Meine kleine Studie hat auch ergeben, dass die Frauen mehr das Gefühl haben, dass andere Menschen Hemmungen haben sich (aufgrund ihrer Behinderung) mit ihnen anzufreunden, je weniger selbstbestimmt sie leben können.

Ich konnte noch einige andere Erkenntnisse erlangen, aber ich glaube, dass diese schon sehr aussagekräftig sind. Mein Wunsch war es dieses Thema zu behandeln, weil ich mir erhoffe, dass in der Sozialen Arbeit mehr auf Frauen mit Behinderung eingegangen wird. Ich wollte gerne erfahren, ob andere Frauen mit Behinderung ähnliche Erfahrungen, wie ich machen und ob dadurch auch ein Handlungsbedarf in der professionellen Sozialen Arbeit besteht. Ich würde sagen, dass definitiv Handlungsbedarf besteht. Sollte ich noch einen Master machen, wäre es eine Idee in meiner Masterarbeit ein Konzept dafür zu erarbeiten, wie sich das Selbstwertgefühl und die Körperidentität der Frauen mit einer sichtbaren Körperbehinderung stärken lässt.

Ich hoffe, ihr konntet mir folgen. Hinterlassen wir gerne Kommentare, darüber was ihr über diesen Beitrag denkt und ob ihr euch sogar wiedersieht in den Erkenntnissen, die ich hier niedergeschrieben habe.

Ich wünsche euch einen schönen Abend und ihr hört von mir in einem Monat.

Eure

Katja

Die im Beitrag erwähnten Quellen aus meiner Bachelorarbeit:

Erikson, E. H. (1973): Identität und Lebenszyklus. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag

Geifrig, R. (2003): Frauen mit Behinderung gelten als geschlechtlos. Sexualität und Behinderung aus weiblicher Sicht. In: Delisle, B., Haselbacher, G. und Weissenrieder, N. (Hrsg.) (2003): Schluss mit Lust und Liebe? Sexualität bei chronischen Krankheiten und Körperbehinderungen. München: Reinhardt Verlag

Kohut, H. / übersetzt von Scheidt, E. (1979): Die Heilung des Selbst. Frankfurt am Main: Suhrkamp

Leyendecker, C. (1985): Körpererfahrung und Behinderung. Ein Diskurs zur Frage der Identitätsfindung Körperbehinderter. In: SONDERPÄDAGOGIK. Vierteljahreszeitschrift über aktuelle Probleme der Behinderten in Schule und Gesellschaft. 15. Jg, Heft 1/85, S.1-15

Satir, V./übersetzt von Kierdorf, T. und Höhr, H. (1990): Kommunikation Selbstwert Kongruenz. Konzepte und Perspektiven familientherapeutischer Praxis. Paderborn: Junferman Verlag

Schütz, A. (2003): Psychologie des Selbstwertgefühls. Von Selbstakzeptanz bis Arroganz. 2. Aufl. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer

Waibel, E. M. (2017): Erziehung zum Selbstwert. Persönlichkeitsförderung als zentrales pädagogisches Anliegen. Weinheim Basel: Beltz Juventa

Du bist kein gutes Vorbild.

„Du bist kein gutes Vorbild“, höre ich immer mal wieder. Dem einen oder anderen Menschen schien mein letzter Blogeintrag nicht gefallen zu haben. Es gibt Menschen, die mit so viel „Offenheit“, wie ich sie an den Tag lege, nicht zurechtkommen. Ich muss auch darüber schmunzeln, weil ich über die natürlichsten Dinge dieser Welt spreche. Ich spreche über meinen Körper und meine Bedürfnisse, die auch körperlich sein können. Und doch ist das natürlichste dieser Welt in unserer Gesellschaft in Bezug auf Menschen mit Behinderung zum Beispiel ein Tabu. Ich betreibe Aufklärungsarbeit und dabei ist es notwendig ziemlich offen zu sprechen, wie ich finde. Es ist nicht anstößig! Ich kämpfe für die Rechte sehr vieler Menschen und auch für meine. Meine Arbeit ist eine Art Befreiung meiner bisher unterdrückten Bedürfnisse und Wünsche. Ich habe absolut keine Lust darauf, dass man mir das nehmen möchte, indem man versucht in mir Schamgefühle hervorzurufen. Ich stehe voll und ganz hinter jeder Veröffentlichung.

Ich hätte mir damals gewünscht, dass es jemanden gäbe, der mich in meinen jungen Jahren begleitet hätte und mir das Gefühl vermittelt hätte, dass ich eine ganz normale junge Frau bin. Eine Frau, die das Recht hat ihr Leben in vollen Zügen zu genießen und zu leben. Ich denke, dass ich von mir sagen kann ein gutes Vorbild zu sein, denn ich vermittle meinen Followern lediglich, dass sie genauso wie sie sind, richtig sind. Ohne wenn und aber.

Ich habe auf Instagram ebenfalls über dieses Thema geschrieben, dass Menschen versuchen mir davon abzuraten so offen über mich und meine Bedürfnisse zu sprechen. Es hat mich so sehr gefreut, dass ich viele positive Rückmeldungen bekommen habe. Besonders hat mich eine junge Mutter berührt, die mir schrieb: „Du bist ein Vorbild für die jungen Menschen! Gerade deshalb feiere ich deine Posts. Wenn meine Tochter zum Beispiel Probleme damit hat offen über ihre Vulva zu reden, habe ich als Vorbild versagt“. Genauso sehe ich das auch! Wir haben alle versagt, wenn wir nicht einander ermutigen zu dem eigenen Körper zu stehen.

Zu dem Rat, ich solle nun aufpassen, was ich genau von mir preisgebe, da ich nun fertige Sozialpädagogin bin, kann ich nur sagen, dass ich bei keinem Arbeitgeber arbeiten könnte, der mit meinem Engagement nicht zurechtkäme. Schließlich verbreite ich feministisches Gedankengut und davon profitieren alle Menschen.

Nun habe ich meinen Ärger hier ausreichend kundgetan. Ich glaube, ich werde nächstes Mal über meine Bachelorarbeit schreiben. Wenn ich mich recht erinnere, wurde dies hier sogar gewünscht. In dieser Arbeit habe ich sogar im weitesten Sinne wissenschaftlich bewiesen, dass meine Arbeit auf Social Media von hoher Relevanz ist. Das Thema meiner Thesis lautete: Körperliche Identität und Selbstwertgefühl von Frauen mit sichtbarer Körperbehinderung. In dieser Arbeit wollte ich herausstellen, ob eine sichtbare Körperbehinderung Auswirkungen auf die Körperidentität und das Selbstwertgefühl behinderter Frauen hat. Ich habe herausgestellt, dass sich die Körperbehinderung definitiv auf die Körperidentität und das Selbstwertgefühl behinderter Frauen auswirkt. Welche Faktoren sich genau auswirken, stelle ich euch dann nächstes Mal vor (letzter Dienstag des Monats). Im Übrigen waren meine Professoren und Dozenten während meines Studiums ausschließlich begeistert von meiner Arbeit als Bloggerin. 😉

Ich wünsche euch bis dahin eine gute Zeit!

Eure

Katja

Verlinkung auf meiner Vulva

Ihr Lieben,

ich möchte meinen Blog wieder aufleben lassen. Mein Studium habe ich fast hinter mir. Dieses blöde Virus verhindert gerade, dass ich mein Zeugnis erhalte. Zwei Noten müssen noch eingetragen werden und dann bin ich hoffentlich ganz offiziell Bachelorette. Jedenfalls ist dieser Stress bezüglich meiner Prüfungen von mir abgefallen. Selbstverständlich ist neuer Stress dazugekommen. Ich muss mich bewerben oder besser gesagt, ich bin gerade dabei mich zu bewerben. Drückt mir die Daumen, dass ich etwas Nettes finde.

Ich möchte mich wieder auf meine Medienarbeit konzentrieren, weil mir das enorm viel Spaß bereitet hat und ich das Gefühl hatte etwas Gutes mit meiner Arbeit zu bezwecken. Ich liebe es zu schreiben, aber etwas Neues musste her. Daher entschied ich mich mehr auf Instagram zu machen. Auf dieser Plattform lade ich Videos von mir hoch, in denen ich über ähnliche Themen spreche wie hier. Es ist wirklich sehr viel Arbeit, weil ich noch relativ unerfahren bin, im Schnitt usw. Aber es macht Spaß! Da nicht jeder von euch ein leidenschaftlicher Instagramer ist, werde ich hier ebenfalls von mir hören lassen. Ich versuche es jeden letzten Dienstag des Monats einen neuen Beitrag in meinem Blog zu veröffentlichen!

Auf Instagram wird es einmal die Woche ein neues Video von mir geben und ca. zweimal die Woche Posts in Form von Bildern mit Gedanken, die mich aktuell beschäftigen ( einfachkatja_blog

Ich glaube letzte Woche habe ich ein Foto von mir veröffentlicht, auf dem ich mich von hinten komplett nackt gezeigt habe. Das hat mich wirklich große Überwindung gekostet. Nicht weil ich nicht hinter diesem Bild stehe, sondern weil ich mir die ganze Zeit Gedanken darüber gemacht habe, was andere darüber denken würden. Ich bin sehr konservativ erzogen worden und meine Arbeit als Bloggerin ist in meiner Familie größtenteils nicht gerne gesehen. Es geht nicht darum, weil ich über mein Leben schreibe und spreche, sondern um meine Bereitschaft über das Thema Sexualität zu sprechen. Nach jeder Veröffentlichung von mir, wenn ich ansatzweise über Sex spreche, hoffe ich einfach, dass meine Familie nichts davon mitbekommt. Als ich meinen Blog gestartet habe, habe ich eine Nachricht per WhatsApp von einem Familienmitglied erhalten, in der mir gesagt wurde, dass meine Arbeit eine Schande sei und die Familie sich für mich schämen würde. Es wäre doch jedem klar, dass ich ein Sexualleben habe und darüber in der Öffentlichkeit zu sprechen, sei billig. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, ob ich darauf reagiert habe oder nicht. Aber diese Worte haben gesessen. Es hat mich nicht davon abgebracht weiter zu machen, aber es hat mich sehr traurig gestimmt.

Ich war verwundert darüber, dass es anscheinend so klar war oder ist, dass ich ein Sexualleben habe. Denn meine Unsicherheiten, über die ich spreche, haben viel mit den Reaktionen aus meiner Familie zu tun. Ich hatte eher das Gefühl, dass das ganze Thema rund um Sexualität und Partnerschaft usw. unter den Tisch gekehrt wurde. Ich habe es mir damit erklärt, dass man mich schützen wollte. Sie hatten alle unterschiedliche Ängste und Sorgen, was mich betrifft. Jemand könnte gegen meinen Willen mir zu nah kommen oder was auch immer sie sich noch ausgemalt haben. Ich kann es irgendwo verstehen, aber ich verstehe es nicht, warum man mich beschuldigt „Schande über die Familie zu bringen“, wenn ich doch durch meine Aufklärung etwas gegen ihre Sorgen und Ängste unternehme. Durchs Schweigen wird sich nichts ändern.

Wie gesagt, habe ich vor ein paar Tagen dieses Nacktbild von mir hochgeladen. Ich war so stolz auf mich, weil ich mich das vor ein  paar Jahren gar nicht getraut hätte. Ich fand mich hässlich und unattraktiv. Meinen Körper hätte ich niemanden gezeigt. Und jetzt bin ich soweit, dass ich zufrieden und glücklich mit meinem Körper und mir bin. Ich habe es als eine Art Befreiung diesen Post gesehen. Gleichzeitig aber hatte ich Sorge, dass mich wieder irgendeine Nachricht erreicht. Ich habe diverse Familienmitglieder geblockt, bevor ich dieses Bild gepostet habe. Einfach weil ich Auseinandersetzungen entgehen wollte.

Danach schien ich ein wenig paranoid zu werden. Meine Mutter war ein paar Tage nach meinem Post etwas seltsam. Ich wusste nur, dass sie sich mit einem ihrer Brüder unterhalten hat und danach schien sie mir betrübt zu sein. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass ich genau diesen Cousin vergessen habe zu blockieren. In meinem paranoiden Schädel habe ich mir ausgemalt, dass dieser Cousin seinem Vater (meinem Onkel) von meinem Foto erzählt hat und meine Mutter merkwürdig ist, weil ihr Bruder das weiter geplaudert hat. Meine Mutter wollte mir nicht sagen, weshalb sie eingeschnappt ist. Also saß ich da wutentbrannt auf meinem Bett und malte mir aus, wie ich mich rächen könnte, wenn meine Familie es wieder einmal wagt so „auszurasten“. Ich dachte mir: wenn mein ästhetisch schönes Bild ein Anlass für Streitgespräche ist, dann poste ich meine Vulva und markiere meine gesamte Familie darauf (Achtung: das ist natürlich ein Scherz. Mittlerweile solltet ihr meinen Humor kennen)! Bei der Vorstellung muss sich immer noch lachen. Es stellte sich aber heraus, dass die Laune meiner Mutter nichts mit meinem Nacktbild zu tun hatte. Ich denke, sie weiß immer noch nichts von dem Bild. Mittlerweile denke ich mir, es ist vielleicht doch keine gute Idee sie alle zu blockieren. Aber rückgängig gemacht, habe ich es immer noch nicht.

Was ich damit sagen wollte: wie tief das doch in mir verankert ist, mich dafür zu schämen, mich zu zeigen. Daran möchte ich auf jeden Fall arbeiten!

Wie geht ihr mit dem Thema Nacktheit um? Inwieweit beeinflusst es euch, wie andere über euch möglicherweise denken? Schreibt doch in die Kommentare <3

Ich bedanke mich bei euch fürs Lesen!

Eure

Katja

Corona-Krise

 

Hallo meine Lieben,

es ist soweit! Es scheint so als hätte ich mein Studium fast beendet. Alle Prüfungen wurden abgelegt, es geht nur noch um Formalien bis ich exmatrikuliert werde. Unter anderem habe ich meinen Abschluss auch euch zu verdanken, weil ihr eine meiner Studie für meine Bachelorarbeit teilgenommen habt. Ich danke euch wirklich von ganzem Herzen!

In dem letzten Artikel oder besser gesagt Aufruf habe ich angedeutet, ein wenig von meiner neuen Beziehung zu erzählen. Dies würde ich gerne noch mal verschieben, weil gerade andere Themen eindeutig Vorrang haben. Wie wir alle wissen, leben wir zur Zeit in einer Krise mit der niemand so schnell gerechnet hat. Aus diesem Grund hatte ich vorgestern das große Bedürfnis meine Enttäuschung über das Verhalten unserer Gesellschaft breitzumachen und habe dies auf der Plattform „Nett-Werk Köln“ über Facebook getan. Meine Worte kamen recht gut an, daher würde ich gerne diesen Text auch noch mal hier veröffentlichen. In der Hoffnung, dass das noch weitere Menschen zum Nachdenken anregt.

Hallo liebe Mitmenschen, ich heiße Katja und ich bin eines der Gesichter aus Köln, die der Risikogruppe in der Coronakrise angehört. Von Geburt an lebe ich mit der Diagnose Spinalen Muskelatrophie Typ II. Das bedeutet unter anderem, dass ich größtenteils beatmet werden muss, weil meine Atemmuskulatur viel zu schwach ist. Im Normalfall fühle ich mich wohl und sicher, weil ich weiß, dass ich jederzeit im Krankenhaus meines Vertrauens in einer Akutsituation bestens versorgt werde. Bereits vor der Pandemie war unser Gesundheitssystem vollkommen ausgereizt. Ich muss regelmäßig einmal im Jahr im Schlaflabor untersucht werden. In meiner ganzen Krankenhauskarriere habe ich selten erlebt, dass Termine für das Schlaflabor eingehalten werden konnten. Immer wieder musste ich für Notfälle Platz machen und meinen Termin verschieben. Dennoch haben die Ärzte und Pfleger*innen mir versichert, dass sich jederzeit ein Bett bekäme, wenn mich die Grippewelle stark erwischt. Die Grippesaison ist die gefährlichste Zeit des Jahres für mich. Wenn ich stark verschleimt im Krankenhaus eingeliefert werde, betreiben Ärzte und Pfleger*innen viel Aufwand, um mich gesund zu pflegen. Sowohl Ärzte als auch Pfleger*innen und Physiotherapeuten wechseln sich den ganzen Tag ab, um mit mir Atemtherapie zu machen. Ich kann nämlich nicht selbstständig abhusten. Dies fühlt sich für mich jedes Mal äußerst bedrohlich an. Gleichzeitig verspüre ich jedoch eine gewisse Sicherheit, weil so viele Menschen für mich da sind, um mein Leben zu retten. Ihr könnt vielleicht erahnen, wie ich mich seit dem Ausbruch der Pandemie fühle. Ich weiß nicht, ob das Krankenhaus meines Vertrauens noch diesen Aufwand betreiben kann, wenn ich mit Atemnot eingeliefert werden. Ich weiß noch nicht mal, ob ich wirklich nach Essen gefahren werde, wenn Corona mich erwischt. Werde ich hier in Köln versorgt, von Ärzten, die mich nicht kennen? Aufgrund meiner Muskelschwäche lebe ich mit 24 Stunden Assistenz. Sie begleiten mich auch ins Krankenhaus. Schlafen mit mir dort, passen darauf auf, dass ich mich nicht verschlucke und leihen mir in allen möglichen Situationen ihre Arme und Beine. Sie sind für mich unverzichtbar. Was ist, wenn mich Corona erwischt? Muss ich alleine im Krankenhaus in Quarantäne? Dies könnte für mich böse enden. Mich darf man nicht alleine lassen, denn ich könnte noch nicht mal auf den Knopf drücken, um eine/n Pfleger/in zu rufen. Meine Beatmungsmaske könnte jederzeit verrutschen und ich bekäme keine Luft. Schlimmstenfalls bekäme das im Krankenhaus keiner mit. Schon alles erlebt! Klingt alles sehr dramatisch? Das ist es auch! Von allen Seiten bekomme ich zu hören, ich muss auf mich aufpassen. Ich darf jetzt auf keinen Fall krank werden. Ich habe diese Sicherheit von der ich am Anfang sprach nicht mehr. Das setzt mich enorm unter Druck. Gestern erst rief ich mein Sanitätshaus an, welches mich mit meinen Beatmungsgeräten versorgt, angerufen, weil ich einen kleinen Schaden auf dem Display meines Beatmungsgeräts habe. Das Sanitätshaus sagte mir, dass sie erst rauskommen, wenn das Gerät nicht mehr funktioniert. Das hinterlässt bei mir ein sehr mulmiges Gefühl. Bis vor ein paar Tagen wäre der kleine Schaden an meinem Beatmungsgerät ein Grund zu schnell es geht einen Mitarbeiter bei mir vorbeizuschicken. Ich weiß, dass die Reaktion des Sanitätshaus eine Schutzmaßnahme auch für mich ist, aber es macht mir ein wenig Angst. Warum erzähle ich das und worauf möchte ich hinaus? Ich möchte an die Menschen appellieren sich an die Auflagen der Regierung strengstens zu halten. Ich bin auf ein funktionierendes System angewiesen! Funktioniert es nicht, kann es für mich den Tod bedeuten. Funktioniert es, bedeutet das für mich zu leben. Auch wenn ich mein Leben gerade ganz drastisch dargestellt habe, liebe ich es. Ich habe Freunde, bin in einer glücklichen Partnerschaft und habe soeben mein Studium beendet. Ich habe noch viel vor und wünsche mir mein Leben zurück ohne Ängste und in Sicherheit. Ich bin kein Einzelfall. Es gibt noch viele weitere Menschen für die eine Pandemie bedrohlich ist. Eine Bedrohung, die über den Verzicht auf Freizeitaktivitäten hinausgeht. Es geht bei vielen Menschen um Leben und Tod. Ich bin darauf angewiesen, zu vertrauen, dass die Menschen in unserer Gesellschaft sich verantwortungsvoll verhalten. Bitte übernehmt Verantwortung für euch und andere, damit Krankenhäuser entlastet werden, um mich im schlimmsten Fall retten zu können! Bleibt zu Hause, um mich und andere erst gar nicht anzustecken. Bleibt gesund und steht einander bei! In Liebe eure Katja“

 
 
Aufgrund der positiven Resonanz ist der Kölner Express auf mich aufmerksam geworden und hat folgenden Artikel über mich heute früh veröffentlicht: https://www.express.de/koeln/corona-angst-koelnerin-gehoert-zur-risiko-gruppe—ihre-worte-muessen-alle-wachruetteln-36438950?fbclid=IwAR1U2gvZAd-Oi_zJKpEmDIYZ8e3hLR6QnDv9cdoqcpF075waFEkPr33YEFM

 

Ich hoffe sehr, dass mein Appell bei vielen Menschen ankommt und verstanden wird. Manchmal ist es hilfreich einer sogenannten Risikogruppe ein Gesicht zu geben, um den Menschen vor Augen zu führen, welche tragischen Folgen mangelnde Vorsicht haben kann.

Bleibt gesund und handelt verantwortungsbewusst!

Eure

Katja

Ein Lebenszeichen…

Hallo meine Lieben,

ich hoffe es geht euch gut!

Ich habe mal wieder sehr lange nichts von mir hören lassen. Es war sehr viel los und um ehrlich zu sein, hatte ich keine Idee zu einem neuen Blogeintrag.

Zudem stecke ich mitten in meiner Bachelor Abschlussarbeit und habe im Vorfeld viel vorbereiten müssen.

Bei mir hat sich einiges getan und verändert, insbesondere in meinem Liebesleben. Ich bin frisch in einer Partnerschaft und glücklich wie schon lange nicht mehr. Die Details würde ich allerdings erstmal noch für mich behalten, unter anderem, weil es auch für ihn eine komplett neue Situation ist mit einer Bloggerin liiert zu sein. Dennoch würde ich gerne einen Artikel veröffentlichen, indem es darum geht, wie Parternschaft und persönliche Assistenz sich miteinander vereinbaren lassen. Vor allem in einer Beziehung, in der der Partner zuvor keine Berührungspunkte mit Behinderung und den dazu gehörigen Schnickschnack hatte… Manchmal ein ganz schöner Drahtseilakt… Leider wird dieser Blogeintrag noch etwas warten müssen, weil ich mich jetzt primär um meine Abschlussarbeit kümmern muss.

Und jetzt kommt ihr ins Spiel. Ihr würdet mir wahnsinnig helfen, wenn ihr selber oder Frauen mit einer sichtbaren, chronischen Körperbehinderung seid/ kennt und über 15 Jahren alt seid/ sind.

Der Fragebogen ist wie gesagt NUR auf Frauen mit einer sichtbaren, chronischen Körperbehinderung ab 15 Jahren zugeschnitten, Alle Fragen umschließen das Thema Körperidentität und Selbstwertgefühl (von diesen Frauen), daher können manche Fragen auf die Befragten (euch) privat und intim wirken. Aus diesem Grund ist der Fragebogen komplett anonym!

Die Ergebnisse der Umfrage verwende ich ausschließlich für die Auswertung meiner empirischen Arbeit.

Mit der Auswertung möchte ich herausfinden, ob eine sichtbare, chronische Körperbehinderung die Körperidentität von Frauen mit einer körperlichen Behinderung beeinflusst und welche Auswirkungen das auf das Selbstwertgefühl dieser Frauen hat.

Ich bedanke mich im voraus bei euch für eure Zeit und Unterstützung!

Eure Katja

Hier der Link zur Umfrage:

https://ww3.unipark.de/uc/KIS/5054/

„Fucking Disabled“

„Fucking Disabled“ ist ein Theaterstück, in dem das Thema Sexualität und Behinderung auf eine ganz neue Art und Weise angesprochen wird. Ich muss gestehen, dass ich ungerne zu Veranstaltungen gehe, die sich mit dem Thema Behinderung beschäftigen. So oft treffe ich auf Klischees und Vorurteile, die auch seitens der Behinderten bekräftigt werden. Um mich anschließend nicht zu ärgern, meide ich solche Veranstaltungen für gewöhnlich. Hin und wieder kann ich mich allerdings überwinden und besuche sie dann doch. Diesmal war ich sogar sehr froh darüber, weil ich nach der Vorstellung unglaublich geflasht war.

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, weil mir so viele Gedanken durch den Kopf schießen, wenn ich an die Aufführung denke.

In dem Stück „Fucking Disabled“, das von David Westphalen initiiert wird, spielen vier Protagonisten sowohl mit als auch ohne Behinderung mit. Lucy, eine wunderschöne junge Frau mit einer zauberhaften Stimme. Sie hat die gleiche Behinderung wie ich und entspicht somit nicht dem gesellschaftlichen Schönheitsideal. Pawel, ein professioneller Tänzer. Deva, eine Tantralehrerin und zeitgleich Sexualassistentin/Sexualbegleiterin auch für Menschen mit Behinderung. Danijel, der selbstbewusst und offen mit seiner Sexualität umgeht, zeigt den Zuschauern, wie begehrenswert sein spastischer Körper ist.

Abgesehen von meinem Patzer direkt am Anfang des Stücks, ist es ein wirklich wunderbarer Abend. Die Zuschauer sitzen zum Teil um die „Bühne“ herum (unter anderem auch ich), genau das vermittelt dem Zuschauer das Gefühl ein Teil der Performance zu sein. Direkt am Anfang kommt Danijel auf die Bühne. Er schaut sich um und gibt einer Zuschauerin das Mikrofon, verschwindet und das Licht geht aus. Wir können alle einander nicht sehen, plötzlich hören wir eine wunderschöne zarte Stimme einer Frau. Sie spricht zu der Zuschauerin mit dem Mikrofon. Ich habe zuvor noch gehofft, dass das bitte kein interaktives Theaterstück sein möge. Die Frau mit der zarten Stimme aus der Dunkelheit hat die Absicht die Zuschauerin mit ihren Worten zu verführen, indem sie ihr beschreibt, wie sie sie am liebsten liebkosen möchte. Sie fragt die Zuschauerin nach ihren Fantasien, was sie sich in dem Moment wünschen würde. Ich bin einerseits fasziniert, andererseits hoffe ich, dass das Mikro nicht weitergereicht wird. Auch wenn es dunkel ist und wir einander nicht sehen, habe ich dennoch keine Lust vor allen Dirty-Talk zu führen. Aber natürlich wird es weitergereicht. Beim zweiten Mal bleibe ich zwar verschont, aber beim dritten Mal nicht mehr. Ich bekomme das Mikrofon und verfluche innerlich die Welt. Zu allem Übel spricht die Frau aus der Dunkelheit ausgerechnet mit mir Englisch. Wie aus der Pistole kommt aus mir „Oh nein, mein Englisch ist doch so grottig geworden“ laut heraus. „Du Holzkopf, dass hast du jetzt nicht laut gesagt, oder?“, denke ich mir nur, während ich höre, dass die Zuschauer um mich herum sehr amüsiert von meinem Satz sind. Am liebsten möchte ich in dem Moment laut ins Mikrofon lachen, weil das wieder so typisch für mich ist. Ich verstehe nur, dass ich ins Mikro hauchen oder atmen soll, kann ich aber nicht, weil ich mein Lachen so zurückhalten muss… Bis meine Assistentin mich leise anschnauzt: „Jetzt blas endlich in dieses scheiß Mikro.“ Ich schaffe es feucht ins Mikro zu pusten. Ich weiß, ich bin Sex pur, an Sexiness nicht zu übertreffen. Es ist mir so unangenehm, weil ich kurz vor dem Stück mit einem hübschen jungen Mann Blickkontakt gehalten, und versucht habe, mit ihm zu flirten. Ich denke mir nur die ganze Zeit, falls er mich doch sieht, muss er denken, dass ich ein riesen Idiot bin. Eine Glanzleistung von mir.

Ich muss aber zu meiner Verteidigung sagen, dass ich wirklich eine Phobie davor habe, vor fremden Menschen zu sprechen und wenn das in einer Sprache passieren soll, die ich zwar beherrsche, aber nicht tagtäglich spreche, ist bei mir alles vorbei. Das ist zwar besser geworden, seitdem ich in der Uni bin und hin und wieder Vorträge im Rahmen meines Blogs halte, aber um mich nicht komplett unwohl dabei zu fühlen, muss ich gut vorbereitet sein.

Zurück zum Stück: direkt am Anfang wird deutlich, dass der Körper eine große Rolle in dem Theaterstück spielen wird. Danijel verweist auf alle einzelne seiner Gliedmaßen und betont bei jeder, wie begehrenswert er diese findet, auch sein rechtes Bein, welches von einer spastischen Lähmung betroffen ist. Im Anschluss der Liebesbekundungen von Danijel an seinen eigenen Körper, wird die Aufmerksamkeit auf Lucy und Pawel gelenkt.

Die Geschichte der beiden hat mich besonders berührt, weil sie mein Singleleben exakt widerspiegelt. In der Szene, die auf eine Szene aus dem Film von Dustin Hoffman die „Reifeprüfung“ basiert, können wir Zuschauer beobachten, dass die beiden einander begehren und auf sexueller Ebene sich zueinander hingezogen fühlen. Pawel begehrt Lucy, weiß aber nicht, wie er damit umgehen soll, ob es sogar falsch ist sie zu begehren. Um genau zu sein weiß er nicht, wie er mit ihrer Behinderung umgehen soll. Er will sie, aber weiß nicht wie und was er tun soll. Immer wieder kommt auch die Assistenz zur Sprache. Er hat Sorge, dass die Assistentin jederzeit auftauchen könnte, das wäre ihm eventuell unangenehm (ein klassisches Thema). Ich habe bei dem Gefühlschaos der beiden so sehr mitgefühlt. Lucy hat zwischendurch Zweifel, ob er sie überhaupt attraktiv findet. Doch er bekundet immer wieder, wie begehrenswert er sie findet.

Ich persönlich finde es schmerzhaft zu merken, dass mein Gegenüber mit meiner Behinderung nicht zurechtkommt oder es sogar von diesem Menschen zu hören. Es ist nichts, was ich ändern kann. Meine Behinderung ist ein Teil von mir. Wenn aber genau dieser Teil von mir, mich für den Mann unattraktiv macht, den ich eigentlich begehre, dann kann das manchmal ganz schön zermürbend sein.

Doch Lucy und Pawel finden zueinander. Er kann seine Berührungsängste mit ihrer Hilfe und dank ihren Verführungkünsten ablegen. Ich kann meine Augen von den beiden nicht lassen. Zu beobachten, wie Lucy Pawel mit ihren Augen auszieht. Er genau das ausführt, was ihre Blicke ihm vorgeben. Zu beobachten wie er sie auszieht, den Austausch der tiefen Blicke, während er ihren Joystick nach hinten drückt, um sie vor der Matratze zu parken (ein kleines sexy Machtspiel), weil er es nicht erwarten kann, sie auf die Matratze zu tragen. Zu beobachten wie sie auf der Matratze liegt, er sich in den Rollstuhl setzt…um die Matratze herumfährt und man ihm ansieht, wie sehr er ihren Anblick genießt. Die Luft knistert förmlich. Die beiden geben ein sehr leidenschaftliches Bild ab. Sie küssen und beißen sich, er schlägt ihr auf den Po, kneift sie und schmeißt sie von der einen Seite zur anderen, auf der Matratze. Anschließend sitzen sie eng umschlungen auf der Matratze voreinander. Weil Lucy sich aufgrund ihrer Muskelschwäche nicht halten kann oder nicht lange sitzen kann, werden die beiden mit einer bestimmten Bondagestechnik von Deva „gefesselt“. So können die beiden nochmals ohne große Anstrengung ihre Körper einander spüren und die Zweisamkeit genießen.

In den Artikeln, die ich über dieses Theaterstück gelesen habe, steht dass die Matratzenszene extra so lange gewählt wurde, damit die Zuschauer sich unter anderem an die „andersartigen Formen“ von Lucy gewöhnen können. Als Lucy die Bühne betrit, war mein einziger Gedanke: wie schön sie doch ist. Ich habe selten eine Frau gesehen, die so viel Anmut ausstrahlt. Sie ist nicht einfach nur sexy, sie ist mehr als das in meinen Augen. Sie versinnbildlicht pure Schönheit und Anmut. Ich bewundere sie für ihr Selbstbewusstsein. Das meine ich gar nicht negativ. Im Laufe des Abends habe ich festgestellt, dass ich mich ein wenig mit ihr verglichen habe. Ich habe mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, mich ebenfalls fast oder sogar komplett nackt auf der Bühne zu zeigen. Inwieweit gehe ich wirklich selbstbewusst und offen mit meinem Körper um? Gar nicht lange her, hätte ich es mir absolut nicht vorstellen können mich so offen zu präsentieren, heute schon eher. Eben weil ich mich für meine „andersartigen Formen“ an meinem Körper geschämt habe. Jetzt erst erkenne ich meine persönliche Schönheit. Wenn ich daran denke, wie viele Frauen es gibt, die sich ebenfalls mit der ganzen Thematik schwertun. Ich weiß, wie hart es sein kann, sich selbst noch nicht wirklich akzeptiert zu haben. Umso schöner finde ich es, dass es Frauen wie Lucy gibt, die in die Welt rufen: zeigt euch!

Dieses Theaterstück ist ein großartiger Beitrag zu der Inklusionsdebatte in unserer Gesellschaft, vor allem in Bezug auf der zwischenmenschlichen Ebene. Warum?

Zum einen zeigt es natürlich, dass Menschen mit Behinderung keine Streicheltiere, sondern sexuelle Wesen sind. Zum anderen wird den Zuschauern deutlich gemacht, dass ein Mensch mit Behinderung, ein vollwertiger Sexualpartner ist. Ich habe häufig mitbekommen, dass bei Außenstehenden die Sorge besteht, dass insbesondere Frauen mit Behinderung auf irgendeine Art und Weise beim Sex ausgenutzt werden können. Auch wenn Lucy sich kaum, im Gegensatz zu Frauen ohne eine solche Behinderung, bewegen kann, findet das Liebesspiel zwischen den Beiden so sehr auf Augenhöhe statt. Der Sex zwischen ihnen hat absolut nichts mit Missbrauch und Machtausübung zu tun. Pawel lebt in seiner Rolle auch keinen Fetisch für explizit Frauen mit Behinderung aus. Es sind einfach zwei Menschen, die sich begehren. Es ist dennoch eine Begegnung die in unserer Gesellschaft nicht der Norm entspricht.

Des weiteren wird thematisiert, dass der Sex mit einem Menschen mit Behinderung absolut nicht langweilig sein muss und man aufgrund seiner Behinderung nicht unbedingt mit Samthandschuhen angefasst werden möchte und es ruhig auch mal härter zugehen kann. Kein Blümchensex, es sei denn man wünscht sich diesen. Ich habe generell das Gefühl, dass unsere Gesellschaft so sehr von der Pornoindustrie geprägt ist und genau deshalb „guter Sex“ nur mit ständigen Stellungswechsel in Verbindung gebracht wird. Je mehr Stellungswechsel untergebracht werden können, desto besser. Erfahrungsgemäß wird das bei einer Rollstuhlfahrerin automatisch ausgeschlossen. Und wenn Doggy nicht funktioniert, dann kann es erst recht keinen geilen Sex geben. Ich stelle das Ganze natürlich etwas überspitzt dar, aber eine leichte Tendenz in die Richtung dieser Art von Denken konnte ich bei einigen Kerlen beobachten. Es sind natürlich nicht alle so, ich möchte an dieser Stelle nicht verallgemeinern. Fakt ist: wir können uns in diesem Stück davon überzeugen, dass Sex mit einer Rollstuhlfahrerin nicht gleich nur Missionarstellung bedeutet. Sex bedeutet für mich unter anderem auch das ausleben von Fantasien und wenn man Fantasievermögen hat, dann ist auch mit eingeschränkter Bewegungsmöglichkeit einiges möglich!

Außerdem finde ich das Theaterstück in dem Sinne eine schöne Abwechslung, weil nicht wieder ein Mensch mit Behinderung gezeigt wird, der seine sexuellen Begierden bei einer Prostituierten oder bei einer Sexualassistenz befriedigt bekommt. Dieses Stück ist einfach fernab von jeglichen Klischees, die man mit Menschen mit Behinderung in Verbindung bringt.

Besonders gut haben mir Pawel´s Worte gefallen, als er nach der Aufführung zusammen gefasst hat, was er aus diesem Stück gelernt hat. Er meint, dass die Behinderung beim Liebesakt und allem was davor und danach dazu gehört absolut kein Problem darstellt. Vielmehr sind es die Barrieren in den Köpfen unserer Gesellschaft, die ein Zusammenkommen zwischen zwei Menschen (der eine mit, der andere ohne Behinderung) problematisch gestalten. Das Stück erinnere uns daran, dass wir alle im Grunde anders sind, vor allem im Hinblick unserer körperlichen Gegebenheiten und Möglichkeiten. Lässt man sich genau darauf ein, lassen die selbst konstruierten, aber auch die von der Gesellschaft vorgegeben Barrieren im Kopf nach. Ich finde es schön, dass er sich in diesem Sinne mit dem Regisseur verglichen hat. Er sei ein Tänzer und somit sehr beweglich, aber das mache ihn noch lange nicht zu etwas „Besserem“ oder einem „fähigeren“ Menschen, im Gegensatz zu dem Regisseur, der eher unsportlich sei. Zudem habe das Theaterstück deutlich gemacht, dass das anfänglich „Unnormale“, im Endeffekt gar nicht „unnormal“ ist. Es sei alles „normaler“ als vielleicht erwartet.

Und es stimmt, ich habe während des Stücks nichts gesehen, was in anderen Schlafzimmern nicht auch passiert. Oder wo auch immer ihr Sex habt, ihr Lieben. Man solle nicht viel darüber nachdenken, wie solch eine Begegnung eventuell verlaufen könne, sondern einfach machen und ausprobieren. Wahre Worte!

Ich verabschiede mich an dieser Stelle und empfehle euch wärmstens Werbung für „Fucking Disabled“ zu machen und vor allem diese wunderschöne Aufführung zu besuchen.

Eure Katja

Die PARTEI, mein Assistenzdilemma und einfach ich

     

„Komm doch mal aus dir heraus, Katja“, wie ich diesen Satz von meiner Freundin liebe. Was so viel heißt wie: öffne dich für neue Dinge!

Es gab unzählige Abende/Tage an denen sie mir gepredigt hat politischer zu werden. Ich bin zwar wählen gegangen, aber da endete dann auch mein politisches Engagement schon.

Ich hätte ihrer Meinung nach viel zu sagen… Allerdings habe ich mich in keiner Partei so richtig gesehen. In den schwächsten Momenten meines Singledaseins hat sie mir nach beschissen gelaufenen Dates, wenn ich Trübsal geblasen habe, YouTube-Videos von Martin Sonneborn gezeigt und mir somit immer wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Normale Freunde trösten mit Eis und Schokolade, meine Freundin mit Politik. Nein, es gab auch Eis und Schokolade, Martin Sonneborn war eben noch das i-Tüpfelchen. Irgendwann war ich darauf konditioniert, ihn zu recherchieren, wenn es mir nicht gut ging. Klingt nach einer Gehirnwäsche? Sehe ich auch so!

Diesen kleinen Funken, den die Partei Die PARTEI dank Martin Sonneborn in mir auslöste, wollte meine Freundin anscheinend unbedingt zu einem großen Feuer entfachen und hat  deshalb über meine E-Mail-Adresse Martin Sonneborn geschrieben, der mir/uns tatsächlich auch geantwortet hat. Er lud uns in dieser E-Mail zu einer Veranstaltung in Köln ein, auf der er einen Vortrag halten sollte. An diesem Tag hatte ich die Möglichkeit eine kurze Unterhaltung mit ihm zu führen und nach einer sehr amüsanten Diskussion, ob er mich als seine Quotenbehinderte in der Partei benötigt oder nicht (er hat dankend abgelehnt, sich aber gewünscht, dass ich mich als „Normalo“ in der Partei engagiere), habe ich mich endgültig in ihn verliebt. Schon vor dem Treffen mit ihm hat meine Freundin mit dem KV Köln Rücksprache darüber gehalten, ob die Location barrierefrei ist, in der sich die Genossen treffen. Eine barrierefreie Location war zu dem Zeitpunkt nicht gegeben. Wir wurden witzigerweise nach der Veranstaltung aber von einem Genossen angeschrieben, der uns versprochen hat, dass sich das bald ändern wird…meine Freundin könnte schon mal ihren Gepäckträger (ich war mit dem Gepäckträger gemeint) besteigen und mit mir losdüsen, schrieb er.

Eigentlich war es unser gemeinsames Projekt, aber nachdem sie mich ein bis zweimal begleitet hat, hatte sie keine Zeit mehr mitzukommen. Ich unterstelle ihr immer noch, dass das ein perfider Plan war, mich in die Politik zu stecken. Du Swein Hunde!

Der Anfang dann ohne meine Freundin war erstmal nicht so easy für mich. Das lag aber nicht an der Partei. Zuerst einmal kam ich in eine Gruppe, die bereits zusammengewachsen war. Natürlich macht man sich Gedanken, wie man als „die Neue“ ebenfalls hineinkommt. Aber gut, das unterscheidet mich nicht großartig von den Anderen, die auch neu dazukommen. Vielmehr war ich verunsichert, weil ich nicht wusste, wie ich die Assistenz handhaben soll. Bei den Stammtisch-Treffen der Partei Die PARTEI waren nur mir unbekannte Menschen um mich herum. Der einzige Mensch, der mir vertraut war, war meine Assistentin. Mir war noch nicht danach fremde Menschen darum zu bitten an mein Portmonee zu gehen, um für mich zu zahlen und mir anschließend mein Getränk anzureichen… Das war für mich eine neue Situation.

Wenn ich mit Freunden unterwegs bin, übernehmen sie die kleinen Handgriffe und wenn sie darauf keinen Bock haben, dann ist die Assistenz trotzdem irgendwie „unsichtbar“. Sie kommt, wenn ich etwas brauche und geht wieder, wenn ich nichts brauche. Wenn der benötigte Handgriff etwas länger dauert, beteiligen sie sich auch nicht immer an den Gesprächen mit meinen Freunden. Die Beschreibung klingt jetzt vielleicht ein wenig hart, aber so brauche ich das. Ich möchte nicht in alle meine Lebensbereiche meine Assistenz hineinlassen und wahre deshalb eine gewisse Distanz, weil ich ansonsten verrückt werden würde. Jeden Tag einen Menschen um mich herum oder in meiner Nähe zu haben, kann mich manchmal ganz schön wahnsinnig machen, darum muss ich einen Weg für mich finden meine Privatsphäre aufrechterhalten zu können.

Da ich größtenteils Tinder-Dates habe, kommt es relativ schnell zur Sprache, dass ich hier und da auf „Hilfe“ angewiesen bin. Ich gehe offen in meinem Datingleben mit meiner Behinderung um, daher ist vor dem ersten Date so ziemlich alles geklärt und die Typen wissen, was sie erwartet und wie sie mir behilflich sein können, um wirklich zweisam sein zu können. Ich Fuchs, habe auch mittlerweile Tricks ausgetüftelt, mit denen ich dafür sorgen kann, dass mein Date und meine Assistentin sich gar nicht in der Wohnung begegnen müssen. Auf das alles bin ich vorbereitet.

Ja, und bei der Partei Die PARTEI war ich ein wenig überfordert. Aus den vorhin genannten Gründen war es mir anfangs lieber meine Assistentin bei mir zu haben. Nach einer gewissen Zeit ist mir auch aufgefallen, dass meine Genossen sich die Handgriffe von meinen Assistentinnen abgeschaut haben und diese automatisch irgendwann übernommen haben. Man hat sich eben näher kennengelernt, hat vielleicht auch außerhalb der Partei etwas unternommen oder ist nach dem Stammtisch noch was essen gegangen. Bald kristallisierten sich die ersten Lieblinge heraus. Menschen, die über meine geistigen Aussetzer großzügig hinwegsehen und darüber schmunzeln können. Zwinker.

Von Anfang an wurden natürlich meine Assistentinnen miteinbezogen, alles andere erscheint einem Außenstehenden selbstverständlich unhöflich. Irgendwann hat es aber angefangen mich zu stören. Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich übertreibe und woran das liegen könnte. Denn wenn ich eine Freundin dabei hatte mit der ich nicht noch zusätzlich ein Arbeitsverhältnis habe, hat es mir nichts ausgemacht, sobald es aber die Assistentin war, war ich unglücklich mit der Situation. Bei manchen meiner Assistentinnen fiel es mir schwer zu sagen, dass sie Abstand halten sollen, weil ich gemerkt habe, dass sie begeistert von dem Stammtisch waren und auch nette Unterhaltungen mit den Parteimitgliedern geführt haben. Vor allem, wenn das Arbeitsverhältnis auch noch eine freundschaftliche Komponente hat, fiel es mir noch schwerer sie darum zu bitten.

Ich weiß nicht, ob es an meinen Erfahrungen liegt, die ich bisher immer mal wieder im Leben so gemacht habe. Es gab hier und da Phasen/Situationen in denen ich mich aufgrund meiner Assistenz nicht als alleinstehende Person wahrgenommen gefühlt habe. Das fing in der Schule an, dass mir hin und wieder unterstellt wurde, dass ich meine guten Noten meinen Assistenten zu verdanken habe, weil ich schon immer meinen Assistenten in den Klausuren diktieren musste. Mündlich war ich immer eine Niete, weil ich nie Bock hatte mich zu melden und schriftlich war ich eine super Schülerin. Ich erinnere mich noch, wie meine Spanischlehrerin darüber verwundert war, dass meine Noten nicht schlechter wurden, nachdem ich eine Assistentin bekam, die absolut kein Wort Spanisch konnte.

In meinem Datingleben begegnet mir das auch zwischendurch, da manche Kerle sich einen Dreier mit mir und meiner Assistentin erhoffen (zum Glück gibt es diese Exemplare eher weniger), sobald sie von meiner Lebensform mit der persönlichen Assistenz erfahren. Auf der Straße sprechen manche Menschen meine Assistentin an, obwohl sie eigentlich was von mir wissen wollen… Ich könnte so fortfahren.

Mit meiner geliebten Lebensberaterin und zeitgleich besten Freundin Sarah habe ich darüber gesprochen, vor allem weil mir mein innerlicher Wettbewerb mit meiner Assistentin total peinlich war. Ich dachte, sie lacht mich aus. Aber nein, sie hatte Verständnis und meinte dazu, dass es vollkommen egal sei, weshalb ich möchte, dass meine Assistentin sich zurückhält. Sobald ich mich auf irgendeiner Weise von meiner Assistenz eingeschränkt fühle, erfülle diese nicht den Sinn dieser Lebensform. Sie erinnerte mich nochmal daran offen mit meinen Mädels zu reden und klare Regeln aufzustellen, denn so lustig und toll meine Assistentinnen manche meiner Aktivitäten finden mögen, hat jede einzelne von ihnen nach dem Dienst ihr eigenes Leben wieder. Ich hingegen habe für den Rest meines Lebens einen „ständigen Begleiter“ an meiner Seite und muss für mich persönlich einen Weg finden glücklich zu werden.

Ich verstehe natürlich, weshalb manche meiner Mädels sich in meiner Partei wohlfühlen und eher weniger abseits sitzen möchten. Ich glaube, ich hatte noch nie so viele normal-denkende Menschen, die auch noch im positiven Sinne gesellschaftskritisch sind auf einem Haufen.

Beim Kennenlernen meiner Genossen konnte ich auch kein Rollstuhl-Bingo spielen. Kein einziger Mensch der folgende Sätze rausgehauen hat: „Soll ich schieben? Ich hab mal Zivi gemacht.“, „Du arme… So hübsch und dann im Rollstuhl.“, „Ich wäre auch mal fast in so einem Ding gelandet.“, „Kann man da noch was machen?“, „Du inspirierst mich!“, „Toll, dass du trotzdem rausgehst und dein Schicksal so großartig meisterst.“ Die Klassiker eben!

Scherz, das habe ich ehrlich gesagt auch nicht erwartet. Eine Partei, die sehr gute Politik betreibt und schon bald die Weltherrschaft an sich reißen wird, muss für alle möglichen Menschen offen sein und tolerant miteinander umgehen. Nazis, die FDP, Seehofer, Merkel usw… ausgeschlossen, versteht sich von selbst.

Nach dem letzten Stammtisch fuhr ich mitten in der Nacht am Rhein entlang nach Hause und fragte meine Assistentin, ob sie dieses oder jenes mitbekommen hat und lobte sie dafür, wie gut sie mir mein Getränk ohne Strohhalm angereicht hat. Ich lass das nämlich nicht jeden machen, weil ich nicht vollgekleckert werden will. Nachdem ich meinen Lob ausgesprochen habe, fiel mir ein, dass eine Genossin mir dabei assistiert hat. Meine Assistentin lachte und wies mich ebenfalls darauf hin, dass sie weder was mitbekommen, noch mir assistiert hat. Klingt vielleicht verrückt, aber ich verspürte eine Art Glücksgefühl, weil ich ihr was erzählt habe was sie nicht beobachtet hat.

Ich genoss die Aussicht auf den Rhein und dachte mir, dass es genau das ist, was ich wollte. Einfach nur ich sein, einfach Katja in der Partei Die PARTEI.

Liebste Grüße aus Köln, ihr Lieben!

Eure Katja

…verzerrte Schönheit

Du und ich, saßen vor ein paar Jahren in einer Bar. Ich kann es dir nicht erklären, aber an diesem Abend wurde mir irgendwie klar, dass du einen ganz besonderen Platz in meinem Leben einnehmen wirst. Ouhje, kaum denke ich daran, was ich mit dir verbinde, schon kullern mir die Tränen aus den Augen… An diesem Abend habe ich mich zum ersten Mal getraut zu äußern, was es für mich heißt mein Sexualleben auszuleben… Ich war damals noch mit meinem Ex zusammen und die, die meinen Blog etwas länger verfolgen, wissen, dass mein Ex und ich nicht mal eben Sex haben konnten und dafür sehr viel Geld ausgeben mussten, um sich wenigsten hin und wieder sexuell näher kommen zu können. Ich habe dir erzählt, wie sehr mich das zerfressen hat und dass es da eventuell eine Lösung für gäbe, aber dafür hätte ich die Unterstützung meiner Assistenz in Anspruch nehmen müssen. Ich habe mich irgendwie dafür geschämt meine Assistentin darum zu bitten mich nackt in den Lifter zu hängen und mich dann mit meinem damaligen Freund allein zu lassen, um mich von ihm oral befriedigen zu lassen.Von außen betrachtet, kann man sich vielleicht denken, dass ich da meinen Assistenten schon nichts Schlimmes abverlangen wollte, weil sie mich so oder so nackt im Lifter sehen, beispielsweise bei der Pflege. Aber das war für mich eine vollkommen andere Situation, die auch mir bisher nicht bekannt war… Ich wollte mein Sexualleben allein für mich haben und niemand anderen, außer meinen Sexualpartner daran teilhaben lassen.

Ich weiß noch, wie du mir an diesem Abend deutlich machen wolltest, dass das nichts ist, wofür ich mich schämen sollte: „Katja, jeder von uns befriedigt sich selbst, hat Sex… Das ist absolut nichts Unnatürliches, wonach du dich sehnst. Um dein Sexualleben ausleben zu können, bedeutet das für dich, dass du mit anderen in gewisser Weise darüber reden musst. Aber das sind doch alles Dinge, die wir auch tun und wenn eine Assistentin ein Problem dabei hat, dich in dieser Hinsicht zu unterstützen, dann ist sie die falsche Assistentin für dich. Aber das ist noch lange kein Grund dafür, auf dein Sexualleben zu verzichten, nur weil du glaubst, dass deine Assistenz ein Problem damit haben könnte. Ich kann mir vorstellen, dass dir das nicht leicht fällt, aber das ist der einzige Weg.“, so in etwa war deine Message an mich. Deine Worte haben mich noch lange beschäftigt und ich habe tatsächlich deinen Rat umgesetzt. Viele meiner Assistentinnen haben auf folgende Weise reagiert: „Gut, dass du das jetzt ansprichst. Ich habe auch schon überlegt, wie ich dich darauf ansprechen könnte, ob ich dich diesbezüglich irgendwie unterstützen oder dir assistieren könnte.“ Du hast damit einen riesen Stein in meinem Leben ins Rollen gebracht. Seitdem ist dieses Thema auch ein wichtiges Thema bei Bewerbungsgesprächen mit neuen Assistentinnen.

Jedoch glaube ich, dass dir schon sehr früh in unserer Freundschaft aufgefallen ist, dass mein Schamgefühl und die Unsicherheit bezüglich meines Sexuallebens einen ganz bestimmten Grund hat. Allein meine Beziehung zu meiner Scheide, wie ich sie heute unter anderem liebevoll nenne – du kennst mich – war nicht wirklich gesund. Ich hatte ihr gegenüber eine Art Abwehrhaltung… Ich fand sie hässlich, obwohl ich meine Vagina zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich gesehen habe. Aber wie könnte ich sie auch lieben, wenn ich sie weder zuvor gesehen, noch angefasst habe? Zudem hatte ich ab einem gewissen Alter das „Problem“, dass ich nicht mehr die knappsten Höschen tragen konnte, weil nicht alles verdeckt war. Und da ich mir meine Unterwäsche nicht selber anziehen kann, bekam ich in meinem Leben hin und wieder Kommentare diesbezüglich. Daraus schlussfolgerte ich irgendwann, dass meine Scheide riesengroß sein muss und so hässlich ist, dass sie nicht der Norm entspricht und deshalb nicht in knappe Höschen passt. (Ich muss gerade über die Vorstellung lachen.) Irgendwann hast du angefangen meine Haltung bezüglich meiner Vagina zu hinterfragen, indem du genauer nachgefragt hast, warum ich eher negativ über sie spreche. Als ich dir die soeben genannten Gründe offenbarte, hast du mir angeboten Fotos von meiner Scheide zu machen. Du hast versucht mir klarzumachen, dass ich keine riesengroße Scheide habe, aber mit den Fotos sollte ich mich selbst davon überzeugen. Es war mir natürlich irgendwie unangenehm Bilder von meinem Intimbereich machen zu lassen, weil ich es eben nicht im Geheimen selber machen kann. Aber die Neugier war doch größer als mein Schamgefühl. Du glaubst gar nicht, wie weit mich sowas in meiner Selbstakzeptanz gebracht hat. Du hast den Weg geebnet eine andere Beziehung zu meiner Vagina aufzubauen. Weißt du noch, als ich mich darüber beklagt habe, dass Sex für mich nicht immer ganz schmerzfrei war? Eines Tages hattest du Dienst bei mir und ich habe dich kurz vorm Schlafengehen gebeten mir eine Milchsäurebakterienkapsel in mich einzuführen. Als die Kapsel längst in mir verschwunden war, fragte ich dich, warum du mit deinem Finger immer noch in mir rumwühlst 😀 „Ich wollte checken, ob du wirklich so eng bist, wie du immer angibst.“, sagtest du und verdrehtest lächelnd deine Augen. Nachdem ich mich nach meinem Lachflash beruhigen konnte, meintest du: „In deiner Mumu sieht es folgendermaßen aus… darum würde ich sagen, es würde helfen, wenn dein Sexpartner darauf achtet, dass er beim Sex…“ Schatz, du glaubst gar nicht, wie viele Gedanken du mir dadurch genommen hast, die mich eine lange Zeit fertig gemacht haben, weil ich glaubte, dass an mir etwas nicht stimmt. Um nicht die „Spaßbremse“ beim Sex zu sein, gab es einige Tage, an denen ich schmerzhaften Sex über mich ergehen ließ. Dabei war die Lösung gegen die Schmerzen eigentlich ganz einfach und ohne deine „Wühlaktion“ in meiner Vagina hätte ich niemals davon erfahren. Vor gar nicht so langer Zeit saß ich völlig bedröppelt in meinem Wohnzimmer und erzählte dir, dass die Assistentin vom Vortag anscheinend ein zweites Loch in meiner Scheide gefunden hat. Stellt euch vor, man würde euch das sagen, Mädels? Was würdet ihr tun? Ihr würdet doch sicher direkt nachsehen. Ich war einfach nur fassungslos. Mein Liebling, du musstest über diese Information so sehr lachen und sagtest: „Aber das glaubst du doch wohl jetzt nicht, oder? Ich bin mir sicher, sie war einfach nur zu dämlich dir eine Kapsel oder ein Tampon einzuführen, oder was auch immer du da wolltest.“ Natürlich war die Vorstellung zwei Löcher unten zu haben für mich vollkommen absurd, vor allem weil ich in meinem Leben auch Frauenarztbesuche hinter mich gebracht habe, irgendeinem von denen wäre das sicher aufgefallen. Aber irgendwie beschäftigte es mich natürlich trotzdem. Einige Tage später wollte ich wieder eine Milchsäurebakterienkapsel einführen lassen (ja, ich tue es regelmäßig, weil es der Scheidenflora sehr gut tut. Kann ich nur empfehlen, Mädels!) und ein erneutes Mal brauchtest du dabei etwas länger als sonst. „So, du hast definitiv keine zwei Löcher. Wie ich schon vermutet habe, hat die gute Assistentin anscheinend selbst keine Ahnung, wie eine Scheide aufgebaut ist und hatte vielleicht deshalb Schwierigkeiten dabei?“, obwohl schon ein wenig Zeit vergangen ist und ich auch nicht mehr darüber gesprochen habe, hattest du anscheinend die Vermutung, dass es mich immer noch beschäftigen könnte. Ich schätze deine Empathie und deine einfühlsame Art sehr. Ich möchte an dieser Stelle auch nochmal klarstellen, dass zwischen meiner besten Freundin (zeitgleich auch meine Assistentin) absolut nichts Sexuelles passiert ist. Sie ist einfach der offenste und empathischste Mensch, den ich kenne, der auch noch viele Dinge sehr nüchtern betrachtet und absolut keine Berührungsängste hat. Ich liebe dich unheimlich dafür!

Du hast den Kern meiner Selbstzweifel und meiner Unsicherheiten erkannt. Irgendwann fingst du an mich nach der Dusche in meinem Lifter vor dem Spiegel zu parken… Mit dem Kommentar: „Schau nur Schatz, wie wunderschön du doch bist…ähm, ich muss übrigens kurz ins Wohnzimmer, ich hab dort was vergessen.“ In solchen Situationen war mir klar, dass du nichts in dem anderen Zimmer vergessen hast, sondern dass es dir darum ging, dass ich mich in Ruhe nackt vor dem Spiegel betrachte. Jedes Mal hast du mich aus einer anderen Perspektive vor den Spiegel gestellt. Ich hatte Tränchen in den Augen, in solchen Momenten, die du mir geschenkt hast…. Wenn ich nackt vor dir liege oder sitze, hast du ganz plötzlich Ideen, wie man mich auf einem Bild in Szene setzen kann. Ihr müsst euch das so vorstellen: Ich lasse mich ins Bett legen und plötzlich hat meine Sarah einen Einfall: „Das sieht mega sexy aus, wie du gerade liegst. Lass mich ein paar Bilder machen, ich bearbeite sie und schicke sie dir.“ Ich habe nun eine kleine Sammlung an Nacktfotos von mir, die mich daran erinnern sollen, wie schön ich in Wirklichkeit bin:)

Wie ich dir schon oft erzählt habe, wurde das sexuelle Wesen in mir irgendwo belächelt und abgetan, wohl gar nicht aus Böswilligkeit, wahrscheinlich aus Schutz. Meine Familie wollte nicht, dass ich auf irgendeiner Weise in dieser Hinsicht verletzt oder ausgenutzt werde. Auch wenn das alles nicht böse gemeint war, hat es meiner Entwicklung zu einer FRAU stark geschadet. Du Sarah, bist wahrscheinlich in mein Leben getreten, um das Blatt zu wenden. Ich habe in meinem Leben unzählige Komplimente von Männern erhalten, doch keiner dieser Männer hat mich so unwiderstehlich fühlen lassen, wie du es getan hast. Nicht weil du mich wunderschön findest, sondern weil du mich meine eigene Schönheit erkennen lassen hast…vor allem hast du mich erkennen lassen, dass ich eine Frau mit sexuellen Bedürfnissen bin, für die sie sich nicht schämen braucht… Kein Date, kein Sex dieser Welt hätte mir das geben können…du hast mir das verzerrte Bild meiner Schönheit genommen. Du hast mich in gewisser Weise die Körpererfahrungen nachholen lassen, die mir gefehlt haben, um ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln zu können. Selbstverständlich lässt sich das nicht so schnell nachholen, aber du hast mich auf den richtigen Weg gebracht. Du hast mein Selbstbild verändert.

Ich danke dir dafür…

…dass du dir mein Gejammer angehört hast, wie dick, unförmig und was ich sonst noch alles war…

…dass es dich anscheinend so sehr irgendwo beschäftigt hat, dass du Wege gefunden hast mich erkennen zu lassen, dass ich eine verzerrte Wahrnehmung von mir hatte…

…dass ich mich von dir verstanden fühle, egal worum es geht…

…dass du mich verstehen lassen hast, dass meine Behinderung kein riesengroßer Makel ist, sondern einfach nur ein Teil von mir…

…dass ich ein Teil deines Lebens sein darf und du ein Teil meines Lebens bist…

…dass du mir immer wieder vor Augen führst, dass unsere Freundschaft grenzenlos ist…

…dass du zu meiner Familie geworden bist…

Ich muss gerade daran denken, wie wir uns vor ein paar Wochen gestritten haben und während unserer Funkstille von 2-3 Tagen uns gefühlt haben, als wäre ein geliebter Mensch verstorben. Du bedeutest mir unheimlich viel. In den einsamsten Stunden fängst du mich auf. An meinem ersten Geburtstag als frischgebackener Single hast du extra mit mir reingefeiert, damit ich mich um Mitternacht nicht einsam fühle. An Heiligabend hast du mich in den vierten Stock getragen, weil du weißt, dass ich nicht den familiären Background habe, um ein besinnliches Fest verbringen zu können. Silvester hast du mit mir in Berlin verbracht, weil ich mich so sehr in diese Stadt verliebt habe. Wenn ich ein kleines bisschen Liebeskummer habe, kommst du mit deinem kleinen Sohn vorbei (mein „Therapie Baby“) und zauberst mir dadurch ein Lächeln ins Gesicht. Weißt du, was ich an dir so sehr liebe? Du vervollständigst mich nicht, denn das haben wir beide nicht nötig, einen Menschen an unserer Seite zu haben, der uns auf irgendeine Weise ergänzt oder vervollständigt. Denn wir sind verdammte Powerfrauen  😀 😀 Bei dir kann ich einfach ich sein. Ich kann die arrogante Bitch sein…ich kann sogar die zerbrechliche Katja sein, die phasenweise eine Scheißangst vor dem Verlauf ihrer Behinderung hat. Du nimmst mich dann in den Arm, gibst mir einen Kuss und alles ist vergessen. Das muss einfach die wahre Liebe sein. Ich möchte dich niemals missen.

Wer bin ich heute, dank dir?

Natürlich habe ich noch Tage, an denen ich mich furchtbar fühle, aber ich mache mich nicht mehr unnötig fertig, bin selbstsicherer und selbstbewusster geworden. Im Sommer chille ich sogar nur in einem Bikinioberteil und einem Minirock im Park, das hätte es damals nicht gegeben. Ich zeige mich nun absolut gerne. Ob ich diese Entwicklung ohne dich gemacht hätte? Ich denke schon, aber auf keinen Fall so schnell. Danke, dass ich mich nicht erst mit 50 Jahren auf dem Weg befinde meinen Körper zu lieben 😀 Ich liebe dich. Du bist meine beste Freundin. Es gibt noch so viele weitere Gründe, weshalb meine Liebe zu dir so unfassbar groß ist… Ich habe mich lange davor gedrückt diesen Artikel zu schreiben, weil ich das Gefühl habe, dass ich gar nicht die richtigen Worte für dich finden kann.

Deine in ewig liebende Dominata-Pussy-Power

Katja <3

PS: was möchte ich mit diesem Beitrag bewirken möchte? Es geht mir nicht darum, dass ihr denkt: wow, was hat sie nur für eine tolle Freundin?! Ich habe großes Glück und fühle mich unheimlich gesegnet deshalb, dass meine beste Freundin mir dies alles ermöglicht hat. Es ist nichts, was man in einer Freundschaft voraussetzen sollte. Was ich euch vielmehr sagen möchte ist, dass es unheimlich wichtig ist, sich mit dem eigenen Körper auseinanderzusetzen. Es ist meiner Meinung nach auch eine ganz andere Lebensqualität, wenn man sich selbst besser kennt. Ich möchte es allen Frauen ans Herz legen. Aber ich denke gerade den Ladys mit einer Behinderung fällt das aus verschiedenen Gründen so schwer. Wenn die Körpererfahrung an der mangelnden Bewegungsfreiheit scheitert, dann sollte man sich Gedanken über eine Sexualassistenz machen, die einem das ermöglichen kann <3

Mein Körper und ich…

Zurzeit gebe ich mir die größte Mühe mein Studium zu beenden. Ich beschäftige mich mit einem Thema, das mir besonders am Herzen liegt. Ich widme mich bei meinen Hausarbeiten der Thematik: Inwieweit beeinflusst eine chronisch körperliche Behinderung die Entwicklung des Selbstbewusstseins?

Bei meinen Recherchen lese ich immer wieder, dass unsere Körpererfahrungen in den ersten Lebensjahren den Grundstein für unser Selbstbewusstsein bilden. Einerseits meint man damit die „Pflege, Zärtlichkeiten, den Hautkontakt, die Befriedigung der körperlichen Bedürfnisse und die Bewegungen/das `Bewegt-werden´ der Bezugspersonen. Andererseits spricht man von den eigenen Körpererfahrungen, in dem der Mensch seinen Körper selbst erforscht.

Beim Lesen muss ich immer wieder darüber nachdenken, wie das bei mir war. Wie hat sich mein Selbstbewusstsein entwickelt? Eine schwierige Frage und irgendwie für mich auch schwer zu beantworten.

Welche Körpererfahrungen habe ich gemacht?

Ich kann mich auf jeden Fall daran erinnern, dass ich zum Teil schöne, aber auch sehr viele weniger schöne Erfahrungen gemacht habe.

Meine Mutter hat sich stets liebevoll um mich gekümmert. Von ihr wurde ich verhätschelt und habe den höchsten Grad der Liebe, den ich von ihr bekommen konnte, erfahren.

Aber gerade die ersten Lebensjahre waren für mich zum Teil die Hölle. Ich bin bis zu meinem sechsten Lebensjahr in Kirgistan aufgewachsen. Die medizinischen Umstände waren dort unverantwortlich und einfach nur katastrophal. Man hat meinen Eltern Hoffnungen gemacht, dass ich irgendwann noch laufen lernen könnte und  hat ihnen eine Menge Geld aus der Tasche gezogen. Die Therapiemaßnahmen waren sehr schlimm für mich, obwohl ich noch so jung war, kann ich mich bis heute noch daran erinnern. Es gab nämlich „Ärzte“, die der Meinung waren, dass ich mit genug Bewegungsübungen meine Lauffähigkeit entwickeln könnte.

Der schlimmste Vorfall war, als ich auf den Bauch gelegt wurde und von mir verlangt wurde, dass ich Liegestützen machen sollte. Wer meine Behinderung kennt, sollte wissen, dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist. Ich, als kleines Mädchen habe dennoch versucht mich zu bemühen, weil ich Angst davor hatte, dass mein Therapeut mir ansonsten Schmerzen zufügt. Als meine Bemühungen nicht ausreichten, zog der Therapeut mich zur Strafe an den Haaren hoch und legte anschließend meine Arme über Kreuz auf den Hinterkopf und zog mich hoch, dabei brach er mir die Schulter. Bis heute habe ich noch Auswirkungen von dem Bruch. Nach jeder Sitzung wollte ich unter keinen Umständen von irgendjemanden angefasst werden, weil ich die größte Angst hatte, dass ich wieder unerträgliche Schmerzen erleiden müsste.

Als ich in Deutschland war, stürzten sich sämtliche Ärzte auf mich. Die Mediziner sprachen oft von medizinischer Vernachlässigung. „Wie konnte man es nur so weit kommen lassen?“, sagten die Ärzte häufig. Ich konnte zu dem Zeitpunkt nämlich noch nicht einmal sitzen. Ich hatte eine solch starke Skoliose, dass ich auf der rechten Bauchseite saß, wenn man mich hingesetzt hat. Mein Rücken oder meine Wirbelsäule war quasi der Buchstabe C, nur andersrum. Dementsprechend habe ich meine ersten Lebensjahre im Liegen verbracht. In Deutschland wurde ich dann bereits mit sieben Jahren operiert und bekam eine Wirbelsäulenversteifung. Rückblickend kann ich sagen, dass das die beste Entscheidung war, die für mich getroffen wurde. Ich erinnere mich noch, dass mein Arzt immer wieder betont hat, was für ein schönes Mädchen ich sei und dass er mir die bestmögliche Lebensqualität ermöglichen möchte. Ob das „hübsch sein“ ein Grund dafür war, mag ich zu bezweifeln, aber es war sicher nett gemeint von ihm.

Im übrigen waren auch meine Sehnen im Leistenbereich so sehr verkürzt, dass man meine Beine nicht wirklich auseinander bekommen hat, woraufhin die Ärzte meinen Eltern ans Herz gelegt haben, eine weitere OP zu erlauben, um dem entgegenwirken zu können. Meine Mutter war vollkommen aus dem Häuschen: „Das klingt sehr gut, dann ist nämlich die Pflege sehr viel einfacher…“, woraufhin der Arzt erwiderte: „Ich fürchte nicht nur das, irgendwann…“. Zu der Zeit war ich nicht mehr ein kleines Mädchen, sondern fast auf dem Weg eine junge Frau zu werden. Ich musste jedes Mal schmunzeln, wenn mein Orthopäde solche Sprüche gebracht hat und meine Mutter damit ein wenig irritierte. Sie hat es nämlich schon immer ausgeschlossen, dass ich irgendwann ein Sexualleben haben werde.

Wenn ich zurück denke, hat er mir oft vermittelt, dass aus mir eine attraktive junge Frau werden wird, aber irgendwie erinnere ich mich auch an ein immer dazugehöriges kleines „aber“. Er hat sich zum Beispiel dafür „entschuldigt“, weil nicht das gewünschte Ergebnis nach der OP erreicht wurde. „Ich hätte dich so gerne noch gerader bekommen.“, ist zum Beispiel ein Satz, der mich noch lange beschäftigt hat.

Ich bin schön, aber nicht gerade genug… war eine Message, die mich lang begleitet hat, wenn nicht sogar noch immer begleitet. Die Korrektur meiner Wirbelsäule ist ein immer wiederkehrendes Thema, weil mich Untersuchungen diesbezüglich bis an mein Lebensende begleiten werden. Vielleicht weil das ein so großes Thema, gerade am Anfang meines Lebens und somit auch innerhalb einer sehr prägsamen Zeit war, habe ich Hemmungen mich nackt zu zeigen…wobei sich das extrem verbessert hat.

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Apropos nackt sein: als ich früher zur Toilette gegangen bin mit Bekannten oder Freunden von meinen Eltern, wurde mir oft gesagt: „Dein Zukünftiger – Katja – wird sehr glücklich über deinen Po sein!“. Einerseits war ich als Jugendliche sehr genervt von solchen Kommentaren, weil ich es zum Teil auch als übergriffig empfand. Andererseits hat es mir auch geschmeichelt, weil ich es wirklich häufig zu hören bekam. Heute fällt mir auf, dass es mein Lieblingskörperteil an mir ist. Vielleicht weil mein Po über die Jahre sehr viele Komplimente bekommen hat, aber natürlich in erster Linie, weil er mir selber sehr gut gefällt. Wenn man im Bereich der Pflege auf Assistenz angewiesen ist, ist man leider häufig den Kommentaren der Menschen ausgesetzt, die dir assistieren… so zu mindestens meine Erfahrungen. In der Familie bekam ich immer zu hören, dass ich eine Kopie meiner Tante sei. Meine Tante ist bekannt als eine wunderschöne Frau. „Du hast nicht nur ihr Gesicht, sondern auch ihre Figur. Das würde man deutlicher sehen, wenn deine Skoliose nicht wäre.“, sagte man mir. Und da war es wieder. Dieses: du bist schön, aber… Was sollte ich davon halten? Irgendwie habe ich mich über das Kompliment gefreut, aber es hat mich stark verunsichert und mir das Gefühl gegeben, dass irgendetwas an mir nicht ausreicht.

Ich muss sagen, dass ich selten aufgrund meiner Behinderung im Kindes- oder Jugendalter gehänselt wurde. Aber wenn dies der Fall war, dann hat es mich so richtig getroffen. „Bist du schwanger, oder warum hast du so einen dicken Bauch?“, wurde ich manchmal gefragt. Meine Mutter versuchte mich immer zu trösten, in dem sie erklärte, dass ich dafür nichts könnte und dass aufgrund der Skoliose sich meine Organe verschoben haben. Ich sollte mir aus den Kommentaren anderer nichts machen, aber zeitgleich sollte ich bei meiner Kleidung immer darauf achten, dass dieses „Manko“ kaschiert wird. Wahrscheinlich eher aus Schutz, um solche Situationen für mich zu vermeiden. Aber wenn man dem Kind mitgibt, eine bestimmte Körperstelle zu kaschieren, um eventuell nicht gehänselt zu werden, hilft es einem nicht dabei dazu zu stehen. Vielmehr verleiht es einem das Gefühl, dass da etwas ist, was mit dir nicht stimmt. So habe ich es jedenfalls empfunden… Als Teenie habe ich häufig davon geträumt oder mir gewünscht mich so oft, wie es nur geht unter das Messer zu legen, nur um so auszusehen, wie alle anderen Mädels in meinem Alter… Von dieser Fantasie habe ich mich längst gelöst. Wobei wenn ein heißer Typ neben mir auf dem Sofa im Wohnzimmer liegt, denke ich schon daran mich ganz schnell einer klitzekleinen OP zu unterziehen, um wenigstens ein bisschen mit seinem durchtrainierten Körper mithalten zu können. Nein, ich meine, viele Frauen haben doch in dieser Hinsicht Komplexe. Ich glaube es ist wichtig als Frau mit einer Behinderung sich von dem Gedanken zu lösen, dass die Behinderung den Körper unattraktiv macht. Jeder hat etwas an sich auszusetzen und manchmal steigern wir uns zu sehr in diese „Makel“ hinein und sehen wohl nur noch schwarz, so ist es jedenfalls bei mir.

Meine Körpererfahrungen bezüglich der Selbstbefriedigung waren sehr einfältig. Dennoch habe ich meinen Körper sehr früh auf diese Weise kennengelernt… Ich habe schnell herausgefunden, was ich tun muss, um einen Orgasmus zu bekommen. Allerdings blieben Berührungen von mir selbst komplett auf der Strecke, weil ich noch nie die Möglichkeit hatte mich am ganzen Körper selbst zu berühren. Das wirkte sich natürlich auf meine ersten sexuellen Erfahrungen aus. Fragen über Fragen beschäftigten mich, aber auch Sorgen begleiteten mich ein wenig. Wie wird es sich anfühlen, wenn ein Mann in mich eindringt? Schließlich konnte ich mich nie unten herum ertasten oder meine Finger in mich einführen. Hätte ich diese Möglichkeit gehabt, wäre ich vielleicht selbstsicherer bei meinen ersten sexuellen Erfahrungen gewesen…

Von Natur aus war ich ein faules Kind, daher hat mir das Toben nicht wirklich gefehlt. Wenn man mich in den Sandkasten setzen wollte, wollte ich lieber eine kleine Schüssel mit Sand auf meinem Fußbrett gestellt bekommen, um meine Füße in den Sand stecken zu können. Damit war ich schon überaus glücklich. Was mir allerdings aufgefallen war, dass die Kontakte meiner Eltern ein wenig gelitten haben, weil die wenigsten Freunde/Bekannte eine barrierefreie Wohnung hatten. In der Familie war das alles gar kein Problem. Es war selbstverständlich, dass ich hoch getragen werden musste. Menschen allerdings, die vorher keine Berührungen mit Menschen mit Behinderung hatten, waren eher gehemmt meine Eltern einzuladen, weil sie vielleicht glaubten, dass das ihnen Umstände bereiten würde. Ich würde nicht sagen, dass ich deshalb unter großen Schuldgefühlen litt, aber irgendwo tat es mir schon manchmal leid, dass meine Eltern weniger eingeladen wurden, weil ich eben im Rollstuhl sitze… Je älter ich wurde, desto eher waren meine Eltern unterwegs, weil ich zu Hause alleine bleiben konnte, dementsprechend erübrigte sich das Thema irgendwann.

Leider hatte ich das Los gezogen einen Familienangehörigen eine lange Zeit an meiner Seite zu haben, der absolut nicht mit meiner Behinderung zurecht kam. Ich würde dieser Person große Überforderung zuschreiben, die hin und wieder in körperlicher Gewalt ausartete, bei der ich natürlich den Kürzeren gezogen habe…der einzige Grund für diese „Aussetzer“ war mein „zu häufiges“ Rufen nachts, weil ich meine Liegeposition geändert haben wollte. Ganz schön traurig… ich weiß nicht, wie ich es euch erklären soll, aber gerade die Verbindung zwischen diesem Menschen und mir, bei der ich viel Demut und Schmerz erfahren musste, hat mich zu der Frau gemacht, die ich heute bin… So zerbrechlich und sensibel, wie ich hin und wieder sein kann, diese Lebenserfahrung hat mich stärker und selbstbewusster werden lassen. Manchmal wünschte ich mir, dass ich auf eine andere Weise gelernt hätte eine starke Persönlichkeit zu werden… Aber es ist, wie es ist und vielleicht mag es verrückt klingen, aber ich bin dankbar dafür, weil ich heute sagen kann, dass mich eigentlich nichts so leicht aus der Fassung bringt. Ich habe in dieser Beziehung gelernt, was ich mir selbst wert bin und wie ich behandelt werden möchte… Gewalt, Demut, Wertungen bezüglich meines Köpers und Schuldzuweisungen waren damals die ständigen Begleiter meiner Kinder- und Jugendzeit. Deshalb kann ich mein heutiges Leben in Freiheit in Köln umso mehr schätzen und genießen- sogar mit ausschließlich figurbetonter Kleidung 😉

Ich könnte noch so viel dazu erzählen, aber das würde hier den Rahmen sprengen.. Vielleicht gibt es ja irgendwann ein Buch von mir 😉

Ich verabschiede mich von euch bis zu meinem nächsten Artikel

Katja <3

Nur ich und meine Selbstbefriedigung!

 

Ich hatte vor kurzem einen Traum, der mir einfach nicht mehr aus dem Kopf geht.

Ich ging voller Vorfreude schlafen, denn am nächsten Tag hätte ich eigentlich ein Date gehabt, worauf ich mich schon sehr gefreut habe.

Mein Traum:

Ich saß im Schneidersitz mitten in einer Stadt, um mich herum waren Wolkenkratzer und der Himmel war strahlend blau. Ich saß dort und genoss die Sonne. Plötzlich sprach eine Stimme aus dem Himmel zu mir und sagte:

Warum tust du’s schon wieder? Du hast doch seinetwegen eigentlich ein schlechtes Gefühl und warum hörst du so selten auf dein Gefühl? Bisher haben dich deine Dates nur enttäuscht. Tu dir etwas Gutes. Hör auf dich an den Gedanken zu klammern, dass du unbedingt einen Mann an deiner Seite brauchst. Schau dich an: du bist schön, intelligent und kommst sehr gut alleine zurecht! Du weißt es ganz genau und du benötigst keinen Mann, der dir das bestätigen muss. Das einzige was dir fehlt, ist das Körperliche. Da du jedoch nicht in der Lage bist Gefühle und Sex zu trennen, musst du einen Weg finden dich selbst zu befriedigen.

Denkt dran: Du brauchst nur dich und deine Selbstbefriedigung!

 

Ich kann mich selten an meine Träume wieder erinnern, aber dieser Traum blieb mir im Gedächtnis. Ich bin aufgewacht und konnte mich vor Lachen nicht mehr einkriegen. Ich schaute meine beste Freundin an, die gegenüber von mir auf dem Schlafsofa lag und erzählte ihr lachend von diesem Traum. Ich fand ihn erstmal ein wenig absurd. Hat Gott im Traum mit mir gesprochen?

Obwohl mir der Traum so lächerlich vorkam, beschäftigt er mich bis heute.

Meine beste Freundin und ich haben wahrscheinlich richtig festgestellt, dass es nicht Gott war, der zu mir sprach, sondern ich. Sie meinte, es klingt sehr nach mir!

Die Stimme von oben hat im Grunde genau das gesagt, was ich mir die ganze Zeit denke.

Nur ist es nicht so einfach.

Seitdem ich Single bin, habe ich niemanden, der mich regelmäßig sexuell befriedigt. Damit ist das Thema Selbstbefriedigung enorm in den Vordergrund gerückt. Gedanklich zumindestens.

Es ist mir möglich mich selbst zu befriedigen, allerdings wird es immer schwieriger. Es ist mir jedoch nicht in der Form möglich, wie es bei den meisten der Fall ist. Ich kann mich nämlich nicht mit meinen Händen selbst befriedigen und kann mir auch kein Sexspielzeug unten herum hinhalten.

Ihr fragt euch sicher, wie ich es dann mache?!

Ich entschied mich nicht darüber zu schreiben, zumindestens nicht in diesem Rahmen hier. Ich verrate nur so viel, dass vieles im Kopf stattfindet und meine Art mich zu stimulieren, mir immer schwerer fällt und es mittlerweile dazu führt, dass ich mich selbst immer seltener befriedige. Dieser Fakt oder diese Umstände tragen nicht wirklich zu meiner Ausgeglichenheit bei 😀

Aber Spaß beiseite! Es ist echt hart und nimmt mich emotional momentan sehr mit!

Ich sprach gestern mit einer anderen Freundin noch über meinen Traum und sagte ihr, dass ich mich nun intensiver mit meiner Selbstbefriedigung auseinandersetzen möchte. Sie riet mir mich im Sexshop beraten zu lassen, was es alles an Sexspielzeugen gibt, die ich eventuell doch selbst benutzen könnte. Daran habe ich natürlich schon gedacht, aber alles, was es so gibt, werde ich niemals eigenständig benutzen können. Auch wenn ich einen Vibrator über mein Handy bedienen könnte, müsste mir dieser beispielsweise an meinen Kitzler gelegt werden. Allein der Gedanke daran ist mir sehr unangenehm.

Meine Freundin meinte, dass mir auf keinen Fall irgendwas peinlich sein sollte, denn jeder befriedigt sich. Auch das ist mir bewusst.

Meine Assistenten sehen mich jeden Dienst nackt; fällt meine Periode an, führen Sie mir ein Tampon ein oder wenn ich mal wieder eine Milchsäurebakterien-Kur machen möchte, führen Sie mir auch die Kapseln ein ohne dass das irgendein Problem darstellt; sie waschen mich im Intimbereich, rasieren mich im Intimbereich… all das stellt für mich kein Problem dar.

„Ich verstehe, es geht deine Assistenten natürlich nichts an. Aber was ist, wenn du dir jemanden suchst, der darauf steht dir bei der Selbstbefriedigung zu helfen?“, fragte mich meine Freundin.

„Dann kann ich auch wieder irgendwelche Fuckboys daten, die das liebend gerne übernehmen würden. Aber ich möchte für einen Mann nicht mehr nur ein Objekt sein, an dem man sich lediglich aufgeilt und/oder befriedigt.“, erwiderte ich.

Zudem gibt es etwas, was mir kein Mann dieser Welt geben kann – meine Selbsterfahrung. Das muss ich wohl selbst in die Hand nehmen und einen Weg dafür finden.

Selbstbefriedigung, es ist eigentlich etwas, was ich am liebsten nur mit mir selbst ausmachen möchte. Es ist für mich etwas Intimes und sehr Privates. Wenn ich daran denke, dass meine Assistentin das Sexspielzeug nur passend legt und mich dann alleine lässt, fühle ich mich damit nicht wohl. Natürlich spielt es eine Rolle, dass ich mich frage – obwohl meine Assistentin mir bestätigt, dass sie damit kein Problem hat – ob ich ihr nicht doch, mit dieser Bitte zu nahe trete. Des weiteren überschreite damit auch ich meine Grenzen. Ich fühle mich dabei einfach nicht wohl. Es ist ein Problem, dass ich nur mit mir alleine habe. Woran das liegt, kann ich mir momentan selbst nicht erklären. Wahrscheinlich hinterlassen ich hier in meinem Blog einen sehr offenen Eindruck und ich würde mich auch selbst so beschreiben, aber meine Offenheit hat in mancher Hinsicht noch ihre Grenzen. Vielleicht liegt es auch an meiner konservativen Erziehung… Ich weiß es nicht.

Ich weiß nur, dass ich mich nun damit auseinandersetzen muss. Denn manchmal ist es ganz schön unerträglich für mich. Gestern bei dem Gespräch habe ich sehr geweint, weil mir noch mal bewusst wurde, dass immer nur andere Menschen meinen Körper überall angefasst haben… seien es meine Assistenten aufgrund der Pflege oder eben Männer, mit denen ich etwas hatte, mit denen ich sehr schöne Erfahrungen gemacht habe, aber nie habe ich mich selbst wirklich angefasst. Das muss und will ich dringend ändern.

Die starke Vernachlässigung meiner Selbstbefriedigung hatte fatale Folgen, kann ich nur rückblickend sagen… Doch das verrate ich euch in meinem nächsten Beitrag 😉

Und nun heißt es für mich, mich erstmal auf eine Reise zu begeben, in der ich meine Einstellung zu meiner Selbstbefriedigung hinterfragen und reflektieren muss… Und ich will nach Lösungswegen suchen. Ich möchte mich öffnen können, ich kann mir wahrscheinlich gar nicht richtig vorstellen, welch eine Welt mir das eröffnen wird…

Eure

Katja